Kurzdokumentation: “Der letzte Bildhauer von Granada”
Raphael Reichl leistet zur Zeit seinen Sozialdienst an der Kultur- und Entwicklungsinstitution Casa de los Tres Mundos in Granada, Nicaragua.
Das Kulturzentrum veranstaltet verschiedenste Aktivitäten und Aufführungen: von Tanz, Musik, Film, Theater, Bildende Kunst, über Buchvorlesungen und Workshops, bis hin zu Präsentationen mit weitreichenden Themenspektren. Die Aufgaben des Sozialdieners an der Einsatzstelle sind vielseitig. Einen Großteil seiner Arbeitstage verbringt Raphael jedoch in der Druckgrafik-Werkstatt, wo er sich durch seine Grafikdesign-Ausbildung gut einbringen kann.
Dokumentar-Workshop und Film
Ende vergangenes Jahr arbeitete er für drei Monate bei einem Dokumentar-Workshop in der Casa mit. Dabei war er für die grafische Gestaltung von Plakaten und Ankündigungen für Gastvorträge, Filmvorführungen und Präsentationen, sowie auch für die fotografische Dokumentation des Kurses verantwortlich. Im Laufe des Workshops lernte er Josué, José und Javier kennen, mit denen er zusammen beschloss, ein Team zu bilden. Ziel des Kurses war, selbstständig einen kurzen Dokumentarfilm zu produzieren. Das Team entschloss sich, diesen einem Portrait des Künstlers Don Pedro Vargas, einem der letzten Bildhauer in Nicaragua, zu widmen. Schnell lies sich der Kontakt zum ihm herstellen und so können wir nun einen Einblick in seine Schaffenswelt erhalten.
Dreharbeiten und Produktion
Raphael erzählt uns von den Dreharbeiten:
“Da Bildhauerei zu den klassischen Bereichen der darstellenden Künste gehört, der Beruf durch Marktdurchdringung und Technologie allerdings am aussterben ist, beschlossen wir, den in Granada lebenden “letzten klassischen” Bildhauer und seine Arbeit festzuhalten. Im Team arbeiteten wir an dem Konzept, wie wir diese Figur darstellen wollen. Durch meine Grafikdesign-Ausbildung konnte ich bei der visuellen Rhetorik und der Filmtechnik helfen. Ich skizzierte mit den Jungs ein Storyboard. Wir überlegten uns einen geeigneten Fragebogen, die mit der Geschichte korrespondieren muss, um an seine Erzählungen heranzukommen.”
Raphael Reichl bei Filmaufnahmen von den Werken des Künstlers
“Der Dreh der Filmaufnahmen und Interviews mit dem Künstler dauerte insgesamt fünf Tage. In diesen Tagen begleiteten wir ihn bei seiner Arbeit und erlebten seinen Alltag. Er erzählte uns, warum er Bildhauer geworden ist und was ihm an der Kunst so viel bedeutet, sich täglich damit zu beschäftigen. Er gab uns einen kleinen Einblick in die Technik, wie er heutzutage arbeitet und wie man früher mit originalen Steinskulpturen umging und welche Bedeutung dies hatte. Zu guter Letzt kam der Schnitt, in dem wir gemeinsam die Aufnahmen zu einer Dramaturgie zusammengestückelt haben. Speziell konnte ich an einem Sound für den Kurzfilm arbeiten, den ich währenddessen mit dem Programm Logic produzierte.”
Raphael Reichl und Javier Alejandro Ibarra Cerrato bei der Produktion und Nachbearbeitung des Filmmaterials
“Die Arbeit war sehr intensiv und bereichernd. Ich bin sehr froh und stolz mit den Jungs diesen Kurzfilm realisiert zu haben. Zum Abschluss wurde die Kurzdokumentation des Workshops in der Casa de los Tres Mundos via Beamer präsentiert.”
Weitere Projekte des Sozialdieners
Der Dokumentar-Workshop war nur eines von diversen Projekten, an denen der Sozialdiener zur Zeit arbeitet.
Grafikwerkstatt Gráfica La Sirena
Weiterhin ist Raphael auch im Büro und in der Grafikwerkstatt Gráfica La Sirena tätig. Bis zum anstehenden Festival Poesia arbeitet Raphael dazu noch in der Kindermalgruppe mit, um mit Linolschnitten und Kurzgedichten ein Kinderbuch zu erstellen.
Kinder beim Breakdance-Unterricht
Ein weiteres Projekt sind die Breakdance-Klassen, welche Raphael jeden Samstagnachmittag für die Kinder aus den Barrios Granadas anbietet. Ziel des Semesters ist eine Kinder-Musical-Produktion des Projektes “LoCreo” zu kreieren, in dem Breakdance ein Part sein soll.
Bis zum Ende seines Sozialdienstes möchte Raphael abschließend noch das große Buchprojekt “Casa de los Tres Mundos – 25 Jahre Jubiläum” realisieren.
von Raphael Reichl / Ingo Zipser
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