Neue Debatte um Hitlerhaus-Nutzung

10.09.2014

Projekt Beschreibung

Neue Debatte um Hitlerhaus-Nutzung

BRAUNAU. Im Online-Portal der Boulevard-Zeitung „Bild“ ist von Riesen-Ärger in Braunau die Rede.

Neue Debatte um Hitlerhaus-Nutzung

Der Mahnstein vor Hitlers Geburtshaus in der Salzburger Vorstadt Bild: vowe

Augenscheinlich nimmt in der größten Stadt des Innviertels alles den gewohnten Lauf, in der Ferne jedoch sieht man das anders. Über das Online-Portal der deutschen „Bild“-Zeitung landete ein Artikel unter dem Titel „Riesen-Ärger um Hitlers Geburtshaus!“ im Netz.

Das in gedruckter Form in Millionenauflage erscheinende Blatt hat das Thema neu aufgegriffen. „In dem kleinen oberösterreichischen Ort Braunau wird derzeit wieder heftig diskutiert. Was tun mit dem dreistöckigen ockerfarbenen Haus, in dem 1889 ein Kind geboren wurde, das als Erwachsener die halbe Welt ins Unglück stürzte? Was tun mit dem Geburtshaus von Adolf Hitler?“

Drei Jahre, so „Bild“ weiter, stehe das Gebäude schon leer. Seitdem schwele in Braunau ein Streit, dem sich mancher im Ort gerne entziehen würde. „Es ist doch bloß ein Haus“, zitiert „Bild“, ohne eine Person beim Namen zu nennen. Und im Blatt wird gefragt: „Kann man es nicht einfach vergessen, oder vielleicht sogar abreißen?“

Die Antwort darauf ist unmissverständlich, und sie kommt ebenfalls via „Bild“-Online vom Historiker Andreas Maislinger, einem gebürtigen Innviertler. Der ehemalige wissenschaftliche Leiter der Braunauer Zeitgeschichte-Tage sagt klipp und klar: „Nein!“

Seine Reaktion ist wenig überraschend, fordert der Politologe mit Wohnsitz in Innsbruck doch seit langem ein „Haus der Verantwortung“ im Hitlerhaus. Seiner Meinung nach sollten dort Institutionen und Einzelpersonen an Gedenkprojekten arbeiten.

Gelegenheit sei günstig

Bislang, so „Bild“, sei Maislingers Forderung verhallt, doch das könnte sich nun ändern. Angeblich sei die Gelegenheit günstig, weil nun auch der „einflussreiche Stadtverein Braunau das Thema auf seine Agenda gesetzt“ habe. Außerdem soll das österreichische Innenministerium laut Andreas Maislinger Zustimmung zu seinen Plänen signalisiert haben.

Da Maislinger mit dem zweifachen Oscar-Preisträger Branko Lustig, der unter anderem den Film „Schindlers Liste“ produzierte, einen Fürsprecher zur Seite habe, der auch Geldgeber auftreiben könne, werde es für die Gegner zunehmend schwieriger, gegen ein „Haus der Verantwortung“ zu sein, vermittelt „Bild“ ein Maislinger-freundliches Bild.

Das Blatt konfrontierte natürlich Braunaus VP-Bürgermeister Hannes Waidbacher mit Maislingers Forderung. „Es ist ein schwieriges Thema. Aber prinzipiell ist die Idee vom ,Haus der Verantwortung‘ nicht schlecht“, wird der Stadtchef zitiert.

„Der Riesen-Ärger ist mir neu!“

Waidbacher bestätigt gegenüber den OÖNachrichten seine Aussage. Dessen ungeachtet („Dass aktuell ein Riesen-Ärger um Hitlers Geburtshaus herrschen soll, ist mir allerdings neu!“) gelte aber weiter der Status quo. Gemeint ist der bereits im Jänner vergangenen Jahres vorgegebene Fahrplan. Damals ging, wie berichtet, eine aus Mandataren sämtlicher Gemeinderatsfraktionen sowie Experten bestehende Arbeitsgruppe davon aus, dass die Volkshilfe und auch die Volkshochschule im Hitlerhaus einziehen sollten.

Der Braunauer Nationalratsabgeordnete Harry Buchmayr (SP), der ebenfalls in der Kommission sitzt, meinte seinerzeit, dass diese Form der Nutzung in seinen Augen ideal wäre. Inzwischen ist allerdings ein Interessent weggefallen. Die Volkshochschule übersiedelt auf den Schulcampus Stadt Auf der Schanz, Maislingers Chancen dürften somit steigen.

Projekt Details

  • Datum 20. Oktober 2016
  • Tags Pressearchiv 2014

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