Projekt Beschreibung
Braunau | 05.09.2014 | 10:13 Uhr
Gerüchte um Hitler-Haus – Das sind die Fakten
von Roland Mitterbauer
Lesenswert (8)





Das Hitler-Geburtshaus. − Foto: PNP/Archiv
Das Geburtshaus von Adolf Hitler in Braunau steht seit drei Jahren leer. Jetzt brodelt die Gerüchteküche und Medien vermelden, dass Hitlers Geburtshaus ein Holocaustmuseum wird. Die österreichische Regierung habe „nun endgültig entschieden“. Das österreichische Innenministerium dementiert das auf Nachfrage der PNP. Woher stammt das scheinbare Gerücht und welcher wahre Kern steckt dahinter?
Chronologie der MedienberichteDie „Bild“-Zeitung hat vergangene Woche über den „Riesen-Ärger um Hitlers Geburtshaus“ berichtet. Darin wird die Diskussion um das Gebäude geschildert und spekuliert, dass sich eine Entscheidung abzeichnet. „Die Gelegenheit scheint günstig“, schreibt die Zeitung und erwähnt den „einflussreichen Stadtverein Braunau“, der das Thema auf eine Agende gesetzt habe und dazu am Freitag beraten würde. Prompt springt „Focus Online“ auf den Zug auf.
Am Montag greifen englischsprachige Medien wie „Haaretz„,“dailymail“ und „foxnews“ das Thema auf. Die Diskussionen um die Nutzung kommen hier kaum mehr vor. Es wird schon von definitiven Plänen geschrieben. Als dann die Texte von hobbymäßigen „Webreportern“ auf shortnews.de wieder ins Deutsche übersetzt wurden, heißt es dann: „Österreich: Hitlers Geburtshaus wird Holocaustmuseum„.
Innenministerium dementiert die MedienberichteDie Pressestelle des österreichischen Innenministeriums hat jetzt alle Hände voll zu tun: „Wir erhalten seit Tagen ständig Anrufe wegen des Hitlerhauses“, teilt ein Sprecher auf PNP-Anfrage mit, „ich kann die Meldungen ganz klar dementieren“. Es sei keine Entscheidung getroffen. Der Stand sei der bisher bekannte, dass man sich in Gesprächen mit der Eigentümerin befinde. Eine weitere Entwicklung sei aber „nicht absehbar“.
Der wahre Kern der Geschichte: Schon seit drei Jahren gibt es ein Konzept, das Hitler-Geburtshaus als Gedenkstätte zu nutzen. Sie könnte „Haus der Verantwortung“ heißen und wurde vom Innsbrucker PolitologenAndreas Maislinger vorgeschlagen. Der PNP sagte er schon im September 2011, dass er auf keinen Fall ein Museum plane. „Das Haus soll ein Ort des Gedenkens und der Begegnung werden“, erklärte er. Ein Stockwerk soll sich der Gegenwart widmen, eine Etage der Zukunft und eine der Vergangenheit, zu der Hitler und sein Braunauer Geburtshaus gehören. Er will das Haus zu einem „Projekt für junge Menschen aus aller Welt“ machen.
Die Hauseigentümerin hat zu diesem und anderen Vorschlägen bisher keine Stellungnahme abgegeben. Ihre Zustimmung wird aber benötigt. Alle Pläne für das Hitlerhaus sind auf Eis gelegt, weil die Besitzerin schweigt. Aber sie kassiert für das leere Gebäude monatlich eine vierstellige Miete von der Republik Österreich.
Stadtverein Braunau strebt Alternative anWeil sich beim Geburtshaus von Adolf Hitler keine Einigung abzeichnet, sucht der Stadtverein Braunau nun nach einer Zwischenlösung. Der Verein beschäftigt sich auf braunau-history.at mit der Geschichte des Ortes (PNP berichtete). Nun will der Verein die Inhalte in einer Dauerausstellung in Braunau veröffentlicht und eine „kulturelle Litfaßsäule“ erstellen, erklärt Vereinsobmann Mag. Ingo Engel. „Die Idee des Hauses der Verantwortung finden wir gut“, sagt er, aber „Braunau ist eine ganze Stadt mit Verantwortung“ und deshalb arbeite der Verein an einer Alternativlösung. In einer leerstehenden Musikschule könne die Ausstellung organisiert werden. „Aus der Diskussion um das Hitlerhaus wollen wir damit ein bisschen die Luft herausnehmen“, hofft Engel.
Projekt Details
- Datum 20. Oktober 2016
- Tags Pressearchiv 2014