Mahnende Worte, Braunauer Rundschau

29.06.2000

Projekt Beschreibung

Braunauer Rundschau 29. Juni 2000

Ein Heilmittel gegen die Krankheit des Vergessens

Mahnmal gegen Nazi-Terror in St. Pantaleon: keine Anklage, nur Erinnerung

Mahnende Worte

– Bürgermeister Herbert Huber: „Die letzten Tage waren nicht einfach, überall war das Mahnmal ein Thema. Es gab einzelne Gemeinderäte, die sich bei Gemeindebürgern wegen ihrer Entscheidung für das Mahnmal entschuldigt haben. Zeitgeschichte ist bis in die kleinste Kommune eine verdammt harte Geschichte.“

– Pfarrer Johann Schausberger: „Es geht nicht um die Bewältigung von Vergangenheit, sondern darum, diese ins Bewusstsein zu integrieren, aber daraus keine vererbbare Schuld abzuleiten. Die Platzierung eines Denkmals – jenes für die Gefallenen steht mitten im Ort, jenes für die Opfer am Rande – soll nichts über dessen Stellenwert aussagen. Vielleicht wird es eines Tages möglich sein, dass allen mit einem gemeinsamen Mahnmal gedacht wird.“

– Rudolf Sarközi, Vorsitzender des Volksgruppenbeirates der Roma, Wien: „Dieses Mahnmal soll nicht anklagen, nur mahnen und erinnern. Die Roma sind in Österreich erst seit sieben Jahren als eigene Volksgruppe anerkannt. Ich wurde 1944 in einem KZ geboren und musste in meiner Jugend nach dem Krieg noch den Rassismus spüren. Viele meiner Mitschüler waren die Kinder hoher Nazis. Und noch heute werden im Kosovo und in Tschechien Roma verfolgt.“

– Hofrat Hans Marsalek, Obmann der Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen, Wien: „Als österreichischer Antifaschist und Widerstandskämpfer meine ich: Erinnern heißt lernen aus der Vergangenheit. In Fragen der Zeitgeschichte gibt es hier einen großen Nachholbedarf in Österreich. Es hat manchmal den Anschein, als hätten die Väter und Großväter nichts gesehen – das war sicher nicht der Fall. Dieser Stein der Erinnerung ist auch für die Jugend gedacht, eine Bitte, alles zu tun, damit sich eine Zeit wie zwischen 1938 udn 1945 nicht wiederholt.“

– Dr. Andreas Maislinger, Gedenkdienst-Gründer und Leiter der Braunauer Zeitgeschichte-Tage, St. Georgen/Innsbruck: „Vielleicht gelingt es, die zwei Gruppen, ehemalige Kriegsteilnehmer und Opfer der Nazis, zusammenzubringen, speziell hier in St. Pantaleon. Ich könnte mir eine Persönlichkeit vorstellen, der dies gelingen könnte: Otto von Habsburg. Er ist von beiden Seiten geachtet: als Konservativer und konsequenter Gegner der Nazis. Ich werde ihm jedenfalls schreiben.“

Projekt Details

  • Datum 2. Juli 2016
  • Tags Pressearchiv 2000

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