Internationaler Austausch in Oświęcim: Im English Café wird darüber diskutiert, was junge Leute bewegt

Warum entscheidet sich ein junger Mensch nach der Matura ins 40.000-Einwohner-Städtchen Oświęcim, zu Deutsch Auschwitz, zu ziehen? Für Dorian Schiffer, unseren Auslandsdiener am Auschwitz Jewish Center, leicht zu beantworten. Die Stelle hat er aus Interesse gewählt, denn wo sonst ist man mit dem Grauen des Nationalsozialismus so unmittelbar konfrontiert wie hier?

Das Auschwitz Jewish Center will Besuchern das Leben der jüdischen Bevölkerung in Oświęcim vor dem zweiten Weltkrieg begreiflich machen und an die lange jüdische Geschichte von Auschwitz erinnern. Eine neue Ausstellung widmet sich auch der Zeit während des Zweiten Weltkriegs.
Nach der kurzen Einführungzeit darf Dorian mittlerweile neben der Rezeption und Touristeninformation auch schon selbst Führungen geben, die sich nicht nur auf das Museum beschränken: Ob zum jüdischen Friedhof oder der Museumseigenen Synagoge – Dorian führt Gruppen durch die ganze Stadt. “Wenn die Gruppen besonders interessiert sind, dann macht das richtig gute Laune”, erzählt der Auslandsdiener. Jetzt im Winter werden die Besucher aber weniger und so gehört die Arbeit in dem kleinen Café, das zum Museum gehört, zu Dorians Hauptaufgaben.

Dorian Schiffer (mitte) zu Gast im Österreichischen Kulturforum in Warschau

Die Themen der Welt im Kaffeehaus

Auch sonst ist er viel unterwegs, zum Teil mit seinen Kollegen aber auch mit Freunden von Zuhause, die ihn besuchen kommen. Krakau liegt zum Beispiel nur 50 km entfernt und ist mit dem Bus einfach zu erreichen. Zum Österreichischen Nationalfeiertag war er im Österreichischen Kulturforum in Warschau eingeladen.
Als Freiwilliger ist Dorian in Oświęcim nicht allein. Zu seinen Kollegen zählen unter anderem zwei Gedenkdiener aus Deutschland und der Ukraine. Gemeinsam haben sie ein Projekt wiederaufgegriffen, das es vor ein paar Jahren schon einmal gab: Alle zwei Wochen findet auf Initiative der Gedenkdiener das „English Café“ statt, ein Treffen im – na, wo sonst? – Kaffeehaus, das für interessierte junge Leute aus der Umgebung geöffnet ist. Dabei wird immer abends über wechselnde Themen auf Englisch diskutiert. Der Andrang ist immer groß.

Das English Cafe: Freiwillige aus der ganzen Welt und junge Erwachsene diskutieren das Weltgeschehen

Englisch fällt Dorian leicht und obwohl sich das Polnische manchmal wie ein Zungenbrecher anfühlt, kommt er mit seinem „working knowledge“ inzwischen gut zurecht.

Bericht: Nina Perendi