Projekt Beschreibung
Zivildienst: Trauerarbeit
Künftig sollen Wehrersatzdiener auch im Ausland ihre Pflicht erfüllen können.
Innenminister Karl Blecha ist von der Idee „begeistert“, der in Salzburg beheimatete Milizverband, der eine Verlängerung des Zivildienstes anstrebt, weniger. Künftig sollen Ersatzdiener, so der Vorschlag von jungen Leuten aus Oberösterreich, Wien und Tirol, ihren Ersatzdienst auch an so geschichtsträchtigen Orten wie Auschwitz-Birkenau, Dachau, im italienischen Marzabotto, im Amsterdamer Anne-Frank-Zentrum oder in israelischen Altenheimen und Holocaust-Gedenkstätten ableisten können.
Daß für diese ganz besondere Pflichterfüllung im Ausland eine Gesetzesänderung notwendig sein wird, ist auch den Initiatoren klar. Sie glauben aber, daß diese Tätigkeit österreichischer Wehrersatzdiener auch dem Ansehen Österreichs in der Welt nützen würde.
Vorbild für die Idee ist die bundesdeutsche „Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste“ (ASF). Deutsche Zivildiener können sich die Tätigkeit bei dieser Aktion als Wehr- erstatzdienst anrechnen lassen. Der Innsbrucker Politologe Andreas Maislinger war für die ASF schon 1980 in Auschwitz im Einsatz gewesen und ist seitdem fasziniert von dieser Idee.
Milizverbandschef, Reserveoffizier und Vertrauter des Salzburger Landeshauptmanns Michael Schaffer ist dagegen: „Ich halte die Idee verfassungsmäßig für bedenklich, die Interessierten sollen diesen Dienst privat machen, aber nicht als Wehrersatzdienst.“
Martin Röthleitner, einer der Initiatoren in Oberösterreich, will den Dienst in ehemaligen KZ und Gedenkstätten keineswegs als „Drückebergerei“ sehen und könnte sich auch längere Verpflichtungen als für den üblichen Ersatzdienst beim Roten Kreuz oder in Altenheimen für ein Jahr vorstellen. „Ob wir da genug Interessenten zusammenbringen, ist eh fraglich“ (Maislinger).
Die Chancen auf Realisierung stehen nicht einmal so schlecht. Sowohl der oberösterreichische SP-Abgeordnete Robert Elmecker, Vorsitzender des Parlamentsausschusses für Inneres, als auch der ÖVP-Unterhändler Wendelin Ettmayer wollen im Lauf der Verhandlungen über die Novellierung des Zivildienstgesetzes diese Initiative forcieren.
Barbara Distel von der KZ-Gedenkstätte Dachau: „Das wäre Trauerarbeit, wie sie Österreich im Moment sehr gut täte.“