Im Dienst des Gedenkens, ORF

02.01.2012

Projekt Beschreibung

oe1.orf.at, 02.01.2012

Im Dienst des Gedenkens Gestaltung: Astrid Plank
Seit 20 Jahren besteht die Möglichkeit, statt Zivildienst einen Auslands-Gedenkdienst zu absolvieren. Hunderte junge Männer und – auf freiwilliger Basis – einige junge Frauen haben das bisher gemacht. In früheren KZ, an Holocaust-Gedenkstätten und anderen Stellen des NS-Terrors leisten sie Erinnerungsarbeit oder betreuen Überlebende. Welche Erfahrungen machen diese jungen Menschen? Wie reagiert ihre Umgebung? Wird ihre Arbeit ausreichend gewürdigt? Ein Lokalaugenschein in Israel, Litauen und Washington.
Gedenkdiener sind sich bewusst, dass sie sich nicht nur einer belastenden Auseinandersetzung mit den Verbrechen der NS-Zeit stellen, sondern dass sie für Überlebende auch das Land repräsentieren, aus dem viele Täter kamen. Doch übereinstimmend berichten die jungen Männer, dass ihnen kaum jemand mit Ressentiments begegnet, vielmehr würden sie herzlich und wohlwollend aufgenommen, oft von den alten Überlebenden quasi adoptiert. Das bestätigt auch die Generalsekretärin des Österreichischen Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus, Hannah Lessing.
Gedenkdiener sind logischerweise Männer, weil ja nur sie einen Wehr-Ersatzdienst leisten müssen; doch freiwillig gehen auch immer wieder junge Frauen als Gedenkdienerinnen ins Ausland -so wie Nadine Tauchner, die momentan im jüdischen Museum in der litauischen Hauptstadt Vilnius arbeitet. Dort ist sie mit der Aufarbeitung des Holocaust in Litauen beschäftigt, führt durchs Museum und durch das frühere Ghetto, hält Vorträge an Schulen. Die Geschichte-Studentin kennt mittlerweile fast jedes Detail des furchtbaren Genozids in Litauen. Nadine Taucher
Oft geschah das unter Mithilfe der lokalen Bevölkerung; und auch einige Österreicher waren besonders unrühmlich an den Verbrechen beteiligt, wie der später „Schlächter von Vilnius“ genannte Franz Murer.

Finanzierung

Der Gedenkdienst wird so wie der Zivildienst über das Innenministerium verwaltet; konkret organisiert wird er von drei anerkannten Trägerorganisationen, die die Gedenkdiener entsenden. Eine ständige Sorge ist der Geldmangel: Gehalt gibt es keines, die jungen Leute bekommen über ihre Trägervereine eine Aufwandsentschädigung bzw. Spesenersatz vom Staat. Der Richtwert sind derzeit 8100 Euro für ein ganzes Jahr (nach 9000 Euro vorm letzten Sparpaket) – das reicht oft nicht fürs Leben am Einsatzort. Nicht wenige Gedenkdiener müssen eigenes Geld oder das der Eltern drauflegen, um sich den Dienst leisten zu können. Immerhin hat die Bundesregierung im Frühjahr versprochen, die letzte Kürzung der Gedenkdienst-Mittel zurückzunehmen; das Geld dafür ist allerdings noch nicht geflossen. Link: http://oe1.orf.at/programm/324501

Projekt Details

  • Datum 6. Juli 2016
  • Tags Pressearchiv 2012

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