Riesen-Ärger um Hitlers Geburtshaus!

28.08.2014

Projekt Beschreibung

VergrößernRiesen-Ärger um Hitler-Haus
Viele Menschen in Braunau nehmen das Hitler-Haus als ein Stigma wahr, das sie belastet
Foto: AP
28.08.2014 – 19:25 Uhr

ABREISSEN? VERMIETEN? ORT DES GEDENKENS ERRICHTEN

Riesen-Ärger um Hitlers Geburtshaus!

Braunau (Österreich) – In dem kleinen oberösterreichischen Ort Braunau wird derzeit wieder hitzig diskutiert: Was tun mit dem dreistöckigen ockerfarbenen Haus, in dem 1889 ein Kind geboren wurde, das als Erwachsener die halbe Welt ins Unglück stürzte? Was tun mit dem Geburtshaus von Adolf Hitler? Seit drei Jahren steht das Gebäude leer. Seitdem schwelt in Braunau ein Streit, dem sich mancher im Ort gerne entziehen würde. „Es ist doch bloß ein Haus“, heißt es. Kann man es nicht einfach vergessen? Oder vielleicht sogar abreißen? Der Historiker Andreas Maislinger sagt: „Nein!“ Seit Jahren fordert er, hier ein „Haus der Verantwortung“ einzurichten, in dem Institutionen und Einzelpersonen an Gedenkprojekten arbeiten. Bislang vergebens – aber das könnte sich jetzt ändern.  

Wird das Hitler-Haus zu einem Ort der Erinnerung?

 
VergrößernHitler
Hitler lebte als Baby nur wenige Wochen in dem Haus. Dann zog die Familie innerhalb von Braunau um
Foto: Getty Images
Die Gelegenheit scheint günstig: Der einflussreiche „Stadtverein Braunau“ hat das Thema auf seine Agenda gesetzt, am Freitag berät der Vorstand. Und auch das österreichische Innenministerium signalisiert laut Historiker Maislinger Zustimmung zu seinen Plänen. Zudem kann er auf den zweifachen Oscar-Preisträger Branko Lustig, Produzent von „Schindlers Liste“ und „The Gladiator“, verweisen: Der befürwortet die Idee ebenfalls und hat versprochen, in Los Angeles weitere Geldgeber zu finden. Das macht es den Gegnern zunehmend schwer, sich weiter gegen das „Haus der Verantwortung“ zu sperren. Noch vor zwei Jahren hatte Braunaus Bürgermeister Johannes Waidbacher in einemZeitungsinterview klipp und klar gesagt: „Ich bin 21 Jahre nach Kriegsende auf die Welt gekommen. Wir sind nicht bereit, die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass der Zweite Weltkrieg ausgebrochen ist.“ Die Aussage löste einen Sturm der Entrüstung aus. Als Waidbacher durchblicken ließ, dass er das Hitler-Haus gerne zu einem normalen Wohnobjekt machen würde, berichteten darüber Zeitungen weltweit. „Der Wunsch, nichts mit Hitler zu tun haben zu wollen, ist ja verständlich“, sagt Historiker Maislinger. „Aber so funktioniert das nicht. Was, wenn im vermieteten ,Hitler-Haus‘ ein Kind auf die Welt kommt und die Eltern es Adolf nennen?“ Die Frage klingt absurd – ist aber nicht weit hergeholt. Denn Braunau hat für Rechte bis heute eine nahezu magische Anziehungskraft. Dieses Jahr wurde der Mahnstein, der am Haus steht, kurz vor Hitlers Geburtstag mit einem Farbbeutel beworfen. Am 20. April kam dann ein Deutscher (32) nach Braunau, um vor dem Haus den rechten Arm zu heben und „Heil Hitler“ zu rufen. Ein Mitarbeiter der „Lebenshilfe“, die das Hitler-Haus bis 2011 nutzte, berichtete von Ewiggestrigen, die Putz vom Gebäude abkratzten, um ihn als Andenken mitzunehmen. Und in der Stadt besteht seit 2001 ein Verbot für Hochzeiten an Hitlers Geburtstag, weil einmal ein bekannter Neonazi an diesem Tag hier heiraten wollte. Damals gab es einen gewaltigen Medien-Rummel.
VergrößernRiesen-Ärger um Hitler-Haus
Braunau am Inn
Foto: dpa Picture-Alliance
„Das Haus verliert seine Anziehungskraft für Rechte erst, wenn an diesem Ort ein klares Zeichen gegen den Nationalsozialismus gesetzt wird“, ist sich Historiker Maislinger sicher.“ Inzwischen versucht sogar Braunaus Bürgermeister, dieser Sicht etwas abzugewinnen. „Es ist ein schwieriges Thema. Aber prinzipiell ist die Idee vom ,Haus der Verantwortung‘ nicht schlecht“, sagt Waidbacher zu BILD. Ein Abriss jedenfalls, so viel steht fest, ist nicht möglich. Auch wenn viele im Ort das Haus gerne los wären: Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Braunau kommt also nicht darum herum, mit dem Hitler-Haus zu leben.

DAS HITLER-HAUS

Projekt Details

  • Datum 20. Oktober 2016
  • Tags Pressearchiv 2014

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

nach oben