Projekt Beschreibung

Viele Menschen in Braunau nehmen das Hitler-Haus als ein Stigma wahr, das sie belastet
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28.08.2014 – 19:25 Uhr
ABREISSEN? VERMIETEN? ORT DES GEDENKENS ERRICHTEN
Riesen-Ärger um Hitlers Geburtshaus!
Braunau (Österreich) – In dem kleinen oberösterreichischen Ort Braunau wird derzeit wieder hitzig diskutiert: Was tun mit dem dreistöckigen ockerfarbenen Haus, in dem 1889 ein Kind geboren wurde, das als Erwachsener die halbe Welt ins Unglück stürzte? Was tun mit dem Geburtshaus von Adolf Hitler? Seit drei Jahren steht das Gebäude leer. Seitdem schwelt in Braunau ein Streit, dem sich mancher im Ort gerne entziehen würde. „Es ist doch bloß ein Haus“, heißt es. Kann man es nicht einfach vergessen? Oder vielleicht sogar abreißen? Der Historiker Andreas Maislinger sagt: „Nein!“ Seit Jahren fordert er, hier ein „Haus der Verantwortung“ einzurichten, in dem Institutionen und Einzelpersonen an Gedenkprojekten arbeiten. Bislang vergebens – aber das könnte sich jetzt ändern.Wird das Hitler-Haus zu einem Ort der Erinnerung?

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DAS HITLER-HAUS
- ► Am 20. April 1889 wurde Hitler in Braunau geboren, im Haus mit der Adresse „Salzburger Vorstadt 15“. Damals war im Erdgeschoss eine Kneipe, in der sich Hitlers Vater Alois regelmäßig betrank, bevor er zur Familie nach oben wankte. Die Familie zog kurz nach Hitlers Geburt aus dem Haus aus. Als Hitler drei Jahre alt war, verließ die Familie Braunau ganz. ► 1938 kaufte der Hitler-Vertraute Martin Bormann das Gebäude zu einem hohen Preis. Die Nazis ließen das Haus sanieren und richteten dort ein „Kulturzentrum“ ein. ► Bei Kriegsende versuchten fanatische Nazis, das Gebäude zu sprengen. Aber die amerikanischen Truppen waren schneller. ► 1952 kaufte die ursprüngliche Eigentümer-Familie das Haus günstig zurück. Es wurde eine städtische Bibliothek eingerichtet. Danach mieteten eine Schule, eine Bank und ein technisches Institut die Räume, bis es zu einem Heim für Behinderte wurde. Dieses zog 2011 in modernere Räume um, weil die Eigentümerin nötige Sanierungsmaßnahmen ablehnte. ► 2012 wollte der russische Politiker Franz Klinzewitsch das Haus kaufen und endgültig platt machen. Alles, was mit dem Andenken des Faschismus zu tun habe, müsse von der Erdoberfläche verschwinden, stimmten auch andere ein. Doch aus den Plänen wurde nichts. Das Haus steht nämlich unter Denkmalschutz. Nicht, weil Hitler hier geboren wurde. Sondern wegen der Bausubstanz aus dem 17. Jahrhundert. ► Im Augenblick steht das Haus leer. Die Eigentümerin verdient dennoch Geld damit: Der österreichische Staat zahlt ihr monatlich 4700 Euro Miete.
Projekt Details
- Datum 20. Oktober 2016
- Tags Pressearchiv 2014