Erste Schritte in Hiroshima – Ein Monatsbericht

Am 6. Und 9. August 1945 fielen Bomben mit verheerender Zerstörung auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki. Es war der erste Einsatz von Nuklearwaffen und tötete in Hiroshima 100 000 Menschen sofort, 130 000 starben an den Folgeschäden. Seit 1947 gedenkt Hiroshima alljährlich den Opfern des Atombombenabwurfs mit einer großen Gedenkfeier. In diesen Tagen findet sich auch der österreichische Auslandsdiener Benedikt Schultz unter den Teilnehmern. Benedikt leistet seit September seinen Dienst an der „Hiroshima Peace Culture Foundation“ und hilft bei der Arbeit an der Stelle mit. Über seine Erfahrungen und Erlebnisse berichtet er in seinem Blog. Ein Monatsbericht über die ersten Erlebnisse und Begegnungen in Hiroshima:

September:

Nach einem gemütlichen Flug im Flugzeug beginnt der erste Tag des Österreichischen Friedensdieners in Hiroshima. Hierbei hatte er auch gleich die Gelegenheit die berühmte Friedensglocke zu läuten. In den ersten Tagen konzentrierte er sich vor allem darauf seine Gastfamilie näher kennenzulernen und sich an der Stelle einzuarbeiten. Auch folgte ein Dialog mit dem Vorsitzenden über die Zukunft von nuklearen Waffen und wie Hiroshimas Vision (von einer Welt ohne Atomwaffen) realisierbar wäre. Nach kurzem Handyausfall der sobald repariert wurde konnte auch das Video-Projekt weiterbearbeitet werden.

An der Stelle kam dann die spontane Idee ein Videospiel zu der Zeit nach dem Atombombenabwurf zu erstellen. Inspirationsquellen waren hierfür der Manga „Barfuß durch Hiroshima“ (in dem die Geschichte eines überlebenden Jungen nach dem Atombombenabwurf erzählt wird) sowie das Videospiel „This War of Mine“ in welchem man in die Rolle eines Zivilisten im Krieg schlüpft. Das Spiel soll den Spielern die Möglichkeit geben, selbst zu erleben, was für Probleme dem Abwurf von Atombomben folgen und welche Schrecken die Opfer erleben und ertragen müssen. In einer ersten Phase des Spieles soll man „lediglich“ mit dem Täglich Brot einer Familie in einem Land im Krieg konfrontiert werden, die zweite Phase konzentriert sich dann auf die Atombombe und deren Nachwirkungen. In dem Spiel geht es vor allem darum, die Erfahrungen der Überlebenden so gut wie möglich zu vermitteln. Auch könnte man es als „Bildungs-Spiel“ verwenden und da Benedikt es als solches versteht, wird es natürlich gratis verfügbar sein. Mittlerweile ist die Demo-Version (wenn auch noch im Stummfilmformat) fertiggestellt und lässt sich hier spielen

Auch machte sich Benedikt ausführlich Gedanken zu dem „Gleichgewicht des Schreckens“ – auf Englisch „MAD“ (dieser Begriff bezeichnet eine Situation, in der eine Nuklearmacht vom Ersteinsatz von Nuklearwaffen dadurch abgehalten wird, dass der Angegriffene selbst nach einem nuklearen Erstschlag noch vernichtend zurückschlagen könnte). Da das primäre Ziel seiner Arbeit die Aufklärung über die Atombombe ist, sieht er es als besonders wichtig, eine umfangreiche Argumentationskette gegen alle Argumente, die für Atombomben sprechen, zu entwickeln. Seine Gedanken dazu lassen sich hier  nachlesen.

Die Arbeit an der „Hiroshima Peace Foundation“ ist sehr autonom und lässt sich nicht auf eine Haupttätigkeit festlegen. Man kann an seinen eigenen Projekten arbeiten oder erforscht die Geschichten derer, die den Abwurf überlebten. Das Hauptziel der autonomen Arbeit an der Stelle besteht darin Hiroshimas und Nagasakis Vergangenheit in westliche Länder zu kommunizieren. Wie das erreicht wird, richtet sich nach den individuellen Stärken und Fähigkeiten der Friedensdiener und Friedensdienerinnen.

Neben diesen Individual-Projekten werden Österreichische Auslandsdiener auch viel Zeit mit der Nachforschung verbringen. Ansonsten hilft man (jeder und jede auf seine eigene Art und Weise) den Museumsmitarbeitern ihre Botschaft besser in die ganze Welt (mit Übersetzungs- oder kreativer Arbeit) zu transportieren.

Eindrücke aus Hiroshima:

Interessierst auch Du dich für einen Dienst an der Hiroshima Peace Culture Foundation? Dann bewirb dich gleich hier!

Bericht: Maximilian Pröll