Friedensdienst am 118. Längengrad
„Together we are stronger when we build a world of greater prosperity.“
Damit beendete Bundespräsident Van der Bellen seine Rede am 10.04.2018 in Hainan, China. Von 07. bis 12. April befanden sich Bundespräsident und Bundeskanzler Kurz, gemeinsam mit diversen MinisterInnen und einer Delegation von über 200 Personen in China.
Zur gleichen Zeit leistete der 26-jährige Niederösterreicher Ingo Zipser seit Jänner diesen Jahres seinen Friedensdienst im rund 2000km nördlichen Nanjing. Davor war Ingo bis Dezember 2017 als Gedenkdiener an der Casa Stefan Zweig in Rio de Janeiro, Brasilien tätig und wechselte nicht nur vom Gedenkdienst zum Friedensdienst sondern auch vom 43. westlichen zum 118. östlichen Längengrad.
Als eine der zwei Friedensdienststellen, ist die Arbeit in Nanjing am John Rabe Center eine einzigartige Gelegenheit eine außereuropäische Perspektive im Auslandsdienst einzunehmen. Es ist die Möglichkeit sich ausführlich mit Ereignissen des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges auseinanderzusetzten und John Rabes Rolle bei der Einrichtung der Sicherheitszone für Zivilisten in Nanjing zu verstehen.
„John Rabe war keine berühmte Persönlichkeit, er war ein einfacher Mensch, der erst durch die Situation zu einem ‘Helden’ wurde.“. Ingo sieht einen interessanten Kontrast – die Casa Stefan Zweig ist ein Ort, der sich einem international berühmten Schriftsteller widmet. Eine Gedenkstätte des Holocausts, die aus dem persönlichen Leben Zweigs schöpft – seiner Flucht vor dem Nationalsozialismus, seiner Entwurzelung und Vertreibung sowie letztlich dem Tod. Es ist ein globaler Ort.
Auch das John Rabe Center, findet in seinem Erinnerungsauftrag einen persönlichen Bezug, jedoch durch einen (im Vergleich) Unbekannten, ja sogar einem Täter, der jedoch in einer Notsituation, Menschlichkeit bewies. Die Gedenkstätte in Nanjing, erzählt die Geschichte eines Mannes, den die ausländischen BesucherInnen erst kennenlernen müssen. Es ist ein lokaler Erinnerungsort, das eng mit der Stadt, den Menschen und dem Nanjing Massaker verbunden ist. Als Mahnmal für jene Opfer und gegen den Krieg, steht es zentral im Fokus der chinesisch-japanischen Geschichtsaufarbeitung.
Hier liegt auch Ingos Aufgabenbereich – er arbeitet mit Schulgruppen und internationalen Studierendengruppen zusammen. Arbeitet mit japanischen und internationalen Gästen und darf immer wieder auch Führungen sowie Übersetzungstätigkeiten übernehmen.
Durch die Kontakte die er bereits im Auslandsdienst machen konnte hat Ingo zudem die Möglichkeit eine besser Vernetzung zwischen seiner Einsatzstelle und der Friedensdienststelle in Hiroshima herzustellen. Durch gemeinsame Ausstellungen zu und Themensetzungen hofft Ingo ein größere Auseinandersetzung mit den Themen „Peace, War and Heroes“ herbeizuführen.
„Ich habe hier jedenfalls Freiheiten die ich nutzen kann“
Das kleine Team am Center macht ihn nicht nur als einzigen International zu etwas Besonderem, sondern gibt ihm auch eine Fülle an Arbeitsbereichen und Möglichkeiten selbständig Projekte zu realisieren aber auch persönliche Erfahrungen und Kontakte zu machen, wie der Tochter einer Mitarbeiterin Englischnachhilfe zu geben.
Als Friedensdiener ist Ingo daher nicht nur an einem einzigartigen Ort für den Frieden tätig. Er hat auch die Möglichkeit ein vollkommen neues Land in einem persönlichen Umfeld kennenzulernen.
Du interessierst dich auch für einen Friedensdienst? Dann bewirb dich hier! Bericht: -Aria Askari