Brasilien – …auf den Spuren Stefan Zweig’s: Gedenkdienst an der Casa Stefan Zweig

Bereits seit September verrichtet Leo Behmel seine Arbeit als Auslandsdiener and der Casa Stefan Zweig in Petrópolis, knapp über eine Autostunde nördlich von Rio de Janeiro entfernt. 

Die Casa Stefan Zweig ist im Besitz eines privatrechtlichen, gemeinnützigen Vereins, der 2006 von einer Gruppe interessierter Privatleute gegründet wurde, um im letzten Wohnhaus von Stefan Zweig und dessen Frau Lotte in Petrópolis ein Museum zu errichten, das dem Schriftsteller gewidmet ist. Seit 2012 ist das Museum für Besucher geöffnet.

Stefan Zweig und seine zweite Frau Lotte wohnten hier fünf Monate lang bis zu ihrem gemeinsamen Freitod am 22. Februar 1942. Während dieser Zeit überarbeitete der Schriftsteller seine Autobiografie „Die Welt von Gestern“ sowie die „Schachnovelle“.

Das Museum soll eine Gedenkstätte des Exils für Künstler, Intellektuelle und Wissenschaftler aus Europa sein, die wie Stefan Zweig während des Nationalsozialismus nach Brasilien geflüchtet sind und dort ihren Beitrag zu Kunst und Wissenschaft leisteten.

Vor Ort geht Leo verschiedenen Tätigkeiten in der kleinen Casa (die nur aus zwei  Räumen und einer Terrasse besteht) nach. Das familiäre Umfeld sorgt dabei für ein angenehmes Arbeitsklima. Seine Arbeit umfasst die Führung von Besuchern, Administration des Bücherverkaufs, Besucherstatistik, und Recherche zu anderen Exilanten, die zwischen 1933 und 1945 nach Brasilien kamen. Außerdem hilft er bei der Planung und Ausführung von verschiedenen Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit anderen kulturellen Institutionen (Konrad Adenauer Stiftung, Goethe-Institut, etc.).

Der wohl interessanteste Aspekt seiner Arbeit an der Casa Stefan Zweig ist für ihn der Kontakt zu neuen Menschen. „Durch den Austausch mit Besuchern der Casa und der engen Zusammenarbeit mit Professionellen anderer Institutionen gewinnt man täglich neue Erfahrungen und lernt immer etwas dazu“ hat mir Leo erzählt. Dank Abwechslung der Tätigkeiten kehrt nie Monotonie in den Alltag ein.

Sein erstes Monat verbrachte Leo in einem gemieteten Zimmer in Petrópolis, dadurch dass die Stadt von deutschsprachigen Einwanderern gegründet wurde ist hier ein besonders europäisches Flair zu verspüren. Doch nach diesem ersten Monat zog es Leo in die Großstadt nach Rio. Dort wohnt er in einem WG-Zimmer in zentraler Lage welches er sich über Freunde organisiert hat. „Die Stadt hat einfach so unglaublich viel zu bieten, vor allem was Kultur und Freizeitaktivitäten betrifft.  Da stört der dadurch entstandene etwas längere Arbeitsweg überhaupt nicht mehr, denn die Zeit kann ich sowieso gut zum Arbeiten oder Lesen nutzen“ schwärmt Leo.

Als Neuankömmling in Brasilien ist es als Österreicher kaum vermeidbar, einen kleinen Kulturschock zu erleiden. Doch meist sind die Unterschiede von positiver Natur. „Es fällt hier wesentlich leichter mit allen möglichen Menschen ins Gespräch zu kommen als in vielen Ländern Europas. Die Einwohner Rios kann man als sehr entspannte Menschen mit einer positiven Lebenseinstellung bezeichnen. Das ist vor allem deshalb bewundernswert, weil Brasilien doch in vielerlei Ansicht deutlich schlechter aufgestellt ist als Österreich“  hat Leo bereits als Erfahrung mitgenommen. 

Unserem Eindruck nach fühlt sich Leo schon sehr wohl in seinem neuen Umfeld und das Jahr wird einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen.

Wir wünschen Leo viel Erfolg bei seinem Gedenkdienst!

Du willst auch einen Gedenkdienst in Petrópolis oder bei einer anderen unserer Stellen weltweit leisten? Dann bewirb dich hier.

Bericht verfasst von Content-Mitarbeiter Florian Ocenasek