Dienstantritt in Holocaustgedenkstätte, Tiroler Tageszeitung, 12.09.1992

12.09.1992

Projekt Beschreibung

Dienstantritt in Holocaustgedenkstätte

INNSBRUCK, WÖRGL, AUSCHWITZ (slr.). Seit 1. September arbeitet der WörgIer Georg Mayer in der Gedenkstätte von Auschwitz. Dies stellt eine doppelte Besonderheit dar: Mayer ist der erste Österreicher, der – den neuen gesetzlichen Regelungen entsprechend – seinen Zivildienst als Gedenkdienst an einer ausländischen Holocaustgedenkstätte ableistet; und Mayer ist auch der erste ausländische Mitarbeiter, den die Gedenkstätte Auschwitz je hatte. Mayer sei sehr herzlich aufgenommen worden, berichtet der Initiator und Leiter des Projektes Gedenkdienst, der Innsbrucker Politologe Dr. Andreas Maislinger: „Gleich drei Abteilungen des Museums wollten ihn haben.“ Der wissenschaftliche Direktor, der Verlag, für den der Englischlehrer Mayer Bücher redigieren sollte, und schließlich Jan Parcer, der derzeit mit einer Computererfassung aller über Auschwitz bekannten Daten befaßt ist. Gerade in letzter Zeit sind eine Fülle von Akten aus den Archiven der ehemaligen Sowjetunion dazugekommen. Für Maislinger ist das eine weitere Bestätigung seiner jahrelangen Forderung, daß die Gedenkstätte Auschwitz internationalisiert werden müßte. „Auschwitz ist ein Symbol geworden für die Verbrechen im 20. Jahrhundert. Es ist ein zentraler Ort – wenn nicht sogar der Ort, der Europa beschreibt… Und deshalb ist es auch nötig, daß dort, an diesem Ort, das, was geschehen ist, aufgearbeitet wird. Wir sollten dabei die Polen nicht allein lassen.“ Das Medienecho auf Mayers Dienstantritt in Auschwitz war erstaunlich. „Damit eröffnet sich eine Riesenchance für Österreich“, denkt Maislinger bereits weiter. Durch das persönliche Engagement einzelner Menschen kann mit geringsten finanziellen Mitteln mehr bewirkt werden als durch aufwendige Aktionen. Für Maislinger Grund genug in diese Richtung weiterzuarbeiten. Sein Vorschlag: Man sollte – zusätzlich zum Gedenkdienst – ein bis zwei Studenten jährlich die Möglichkeit geben, in Auschwitz zu arbeiten. Die Studenten sollten darin rund die Hälfte der Zeit im Museum arbeiten, die andere Hälfte würde ihnen für ihre eigene wissenschaftliche Arbeit zur Verfügung stehen. Derzeit verhandelt er mit dem Wissenschaftsministerium und der Bank Austria, ob sie entsprechende Stipendien zur Verfügung stellen würden.

Projekt Details

  • Datum 8. August 2016
  • Tags Pressearchiv 1992

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