Der Standard – 31. März 1999 / Arbeit an Spielberg-Videos

31. März 1999

Projekt Beschreibung

Arbeit an Spielberg-Videos

In der kalifornischen „Steven Spielberg Foundation“ wird ein junger Linzer Zivildienst leisten. Standard-Mitarbeiter Erik Helleis sprach mit ihm über seine Beweggründe.
[Picture] Regisseur Steven Spielberg, Sohn jüdischer Eltern, vor der Gedenktafel im ehemaligen KZ Sachsenhausen. Die von ihm initiierte Shoah- Foundation beschäftigt sich mit der Aufarbeitung des Holocaust.

Linz – Der Film „Schindlers Liste“ war „kein schönes, aber ein beeindruckendes Erlebnis“ für Reinhard Hannesschläger. Nun reist er, der ansonsten kaum ins Kino geht, als erster Zivildiener an die Stätte des Wirkens von Steven Spielberg. In Los Angeles, wo der Regisseur in den Universal Studios die Shoah-Foundation mit Schwerpunkt visueller Geschichtsschreibung untergebracht hat, wird Hannesschläger nun mehr als ein Jahr tätig sein. Dort soll er Interviews, die – parallel zur Entstehung von „Schindlers Liste“ 1994 – mit Zeitzeugen des Holocaust aus aller Welt gemacht wurden, sichten und durch Querverweise für Benutzer zugreifbar machen. Bearbeiten wird der Student der Wirtschaftspädagogik rund 100 Videos, die mit Zeugen Jehovas aufgenommen wurden, gehört er doch selbst dieser Glaubensgemeinschaft an. Ein Auswahlkriterium für die Foundation war sein Interesse an der Auseinandersetzung mit den Greueln des Nationalsozialismus, so der 23jährige Linzer. Er habe eine Matura-Fachbereichsarbeit, ausgehend vom Schicksal einer gläubigen Familie, deren Kinder als Wehrdienstverweigerer hingerichtet worden waren, verfaßt. „Was bei den Lehren des Gymnasiums, das ich besuchte, nicht unumstritten war.“ Solche Bedenken halte er selbst nicht für unberechtigt, aber gerade auf der Universität habe er gelernt, „daß es zwar mühsam, aber notwenig ist, wissenschaftliches Arbeiten aus kritischer Distanz zu lernen“. Weniger persönliche Betroffenheit als Interesse am Thema sei der Grund dafür gewesen. „Ich habe fast nichts darüber gewußt.“ Erst im letzten Jahr sei die Thematik durch eine österreichweite Ausstellung über die Verfolgung der „Bibelforscher“ ins Bewußtsein der Öffentlichkeit gebracht worden. Seinen Zivildienst wollte Hannesschläger „jedenfalls woanders ableisten“. Zuerst wollte er nach Rumänien und dann Israel. „Durch die Arbeit im Auslandsdienst-Verein habe ich das Judentum besser kennengelernt und erfahren, wie nahe die religiösen Wurzeln liegen.“ Als der Kontakt mit der Foundation – die sich über die Juden hinaus auch mit allen anderen NS-Opfer zu beschäftigen begann – zustande gekommen war, hörte Hannesschläger aus den USA, daß es dort „niemand für diesen Bereich gibt“. Es kam eine Einladung von dort an den vom Innsbrucker Politologen Andreas Maislinger initiierten Verein Gedenkdienst.

Projekt Details

  • Datum 25. September 2016
  • Tags Pressearchiv 1999

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