Der ganz normale schäbige Antisemitismus

21.07.2014

Projekt Beschreibung

Darf man Israel kritisieren? Ja. Doch wer kritisiert eigentlich jene, die Israel von der Landkarte tilgen wollen? In Berlin skandierten sie „Jude, Jude, feiges Schwein!“, sodass man glauben konnte, die SA wäre aus ihren Löchern gekrochen. In der gleichen Stadt wurde ein Passant, den sie – laut Deutscher Presse-Agentur – „als Juden erkannten“, von den Demonstranten „judenfeindlich beschimpft“. Auch das kommt einem aus der jüngeren Zeitgeschichte nicht ganz unbekannt vor, ganz ähnlich wie der Vorfall in Paris, wo sie eine Synagoge attackierten. Aus Innsbruck wird berichtet, dass eine Frau, die ein israelisches und ein österreichisches Fähnchen trug, von Demonstranten zu Boden gestoßen und verletzt worden sei. Und der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan lieferte für all das bei einer Wahlrede die Rechtfertigung, indem er feststellte, dass der „terroristische Staat Israel mit seinen Gräueltaten in Gaza Hitler übertroffen“ hat. Es ist mitunter schwer festzustellen, wo angesichts des Kriegs zwischen Israel und Gaza die berechtigte Kritik an Israel aufhört und wo der ganz normale schäbige Antisemitismus beginnt. Etliche der Manifestanten, die in den vergangenen Tagen europaweit für einen Waffenstillstand auf die Straße gingen, haben diese Grenze jedenfalls locker überschritten. Und es ist faszinierend zu sehen, welche Koalitionen sich da bilden. Engagierte Linke, die Palästina fälschlicherweise für den Hort des Friedens und Fortschritts halten, gehen Hand in Hand mit alten und neuen Kellernazis, die ihrem Antisemitismus, Pardon: jetzt heißt er ja Antizionismus, endlich wieder freien Lauf lassen können. Islamische Fundis, deren Weltbild vom Koran und der Scharia verstellt ist, sind eines Sinnes mit christlichen Friedensbewegten, die den Konflikt am liebsten im Sesselkreis lösen würden. Die sozialen Medien quellen über mit Hassparolen. Und alle sind sich einig: Der Aggressor ist einzig und allein Israel. Daher sind die Demonstranten auch hübsch still, solange täglich Dutzende Raketen aus dem Gazastreifen in Israel einschlagen. Oder ein Hamas-Führer wieder einmal ultimativ verlangt, den Judenstaat endlich auszulöschen. Auch der Umstand, dass die palästinensisch verwalteten Gebiete zu den korruptesten der Welt gehören, ficht europäische Demonstrierer nicht an. Sie gehen aber sofort auf die Straße, sobald Israel zur Waffe greift. Übrigens sind Demonstranten auch hübsch still, wenn eine Armee an Verrückten den Irak und Syrien mit Mord und Brand überzieht, um einen mittelalterlichen Gottesstaat zu errichten. Man kommt um die Erkenntnis nicht herum: Das Problem ist nicht Israel. Das Problem sind seine Gegner.

Projekt Details

  • Datum 7. Januar 2016
  • Tags Pressearchiv 2014

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