Oberösterreichische Nachrichten – 13. Mai 2002 / Vortragsserie: Aus der Geschichte Toleranz lernen

13.05.2002

Project Description

Vortragsserie: Aus der Geschichte Toleranz lernen “Eine Reise mit starken Emotionen”, sagt der Holocaust-Überlebende Mieczyslaw “Mike” Staner . Damit meint er zunächst die Teilnahme an den Befreiungsfeiern im KZ Mauthausen, aber auch eine längere Vortragstour durch ganz Österreich, die ihn ab Herbst durch 60 Schulen führen soll. Entstanden ist das Zeitzeugen-Projekt, das vom österreichischen Verein für Dienste im Ausland organisiert wird, durch eine fast zufällige Begegnung. Staner, der heute wieder in Krakau lebt, traf dort auf zwei junge Österreicher,Richard Schlager und Korbinian Schleicher , die dort als Zivildiener am Zentrum für Jüdische Kultur Auslandsgedenkdienst absolvieren. Gemeinsam entstand die Idee für die Vortragsreise. “Diese Reise soll ein Beitrag dazu sein, dass wir aus der Vergangenheit lernen”, lautet die Überzeugung im Verein Auslandsdienst. Er nehme diese Möglichkeit gerne wahr, sagt Mike Staner. Er, der polnische Jude, der gerade 14 Jahre alt war, als im September 1939 Hitler-Deutschland in Polen einfiel, musste die folgenden Jahre zunächst im Krakauer Ghetto verbringen. Dann wurde er zunächst ins Konzentrationslager Plaszow, später in das Lager Mauthausen und in das “Nebenlager III” in Linz, auf dem Gelände der heutigen Vöest, deportiert. Nach dem Krieg lebte er in Israel, Kanada und Australien, bis er 1999 schließlich in seine Heimatstadt Krakau zurückkehrte. Seine Berichte und Vorträge mögen ein Beitrag zur Erziehung zur Toleranz sein, wünscht sich Staner. In Europa gebe es zwar “wieder erstarkende Stimmen” rechtsextremer Gesinnung, doch: “Ich sehe: Die Jugend will zum größten Teil nicht mehr durch diesen Horror gehen wie ihre Eltern oder Großeltern.” Viele hätten zwar vom Holocaust gehört, aber müssten auch über die Hintergründe seiner Entstehung Bescheid wissen, glaubt Staner. “Wichtig ist mir, bewusst zu machen: Die Jungen müssen verstehen: Wenn ich in einer Demokratie lebe, habe ich die Chance auf Frieden und Freiheit. Diktatur bedeutet Gewalt und Krieg.” Doch gerade bei seinen Reisen habe er bemerkt, dass die Jugend in Europa tolerant sei. Das mache ihm Hoffnung, dass “die Jugend in Europa auf dem richtigen Weg ist” – und dass Beiträge, aus der Geschichte zu lernen, Sinn haben. Für ihn selbst gelte die Lebensauffassung: “Verzeihen, aber niemals vergessen”. Zeitlich soll die Vortragsserie mit den “Braunauer Zeitgeschichtetagen” am 23. September beginnen, planen die Organisatoren. Die Planung ist vorerst noch grob. “Wir laden Schulen ein, uns zu kontaktieren”, sagt der Verein für Dienste im Ausland.

Project Details

  • Date 16. June 2016
  • Tags Pressearchiv 2002

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