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“Braunau hat kein Nazi-Problem, aber rechte Schwingungen gibt es”
BRAUNAU. Grünen-Bezirkssprecher David Stögmüller ist eine der Zukunftshoffnungen seiner Partei. Einer möglichen historischen Nutzung des Hitler-Hauses steht er im OÖN-Interview skeptisch gegenüber.
David Stögmüller, Bezirkssprecher der Braunauer Grünen, kandidiert 2015 als Gemeinderat in der Bezirksstadt.
Obwohl erst ein Jahr politisch aktiv, zählt David Stögmüller bereits zu den Zukunftshoffnungen der Grünen. “Ich will, dass wir Grüne auch in den ländlichen Gemeinden stärker werden”, sagt der Braunauer Bezirksparteisprecher. Für Braunau könnte sich der 27-Jährige ein “Exit-Netzwerk” vorstellen. Damit solle Aussteigern aus der rechten Szene geholfen werden. Einer möglichen historischen Nutzung des Hitler-Hauses steht er im OÖN-Interview skeptisch gegenüber.
OÖN: Die Diskussion um die Weiternutzung des Hitler-Hauses ist neu entflammt. Was wünschen Sie sich?
Stögmüller: Eine Art Bildungshaus. Dort könnten verschiedene Vorträge, Seminare und Workshops stattfinden. Eine historische Nutzung sehe ich skeptisch. Wichtig ist, eine rasche Lösung zu finden, denn Braunau hat definitiv mehr zu bieten als nur das Hitler-Haus. Dass sich die Besitzerin so viel Zeit lässt, verstehe ich nicht.
Wie schätzen Sie das Potenzial der Grünen in der Stadt und im Bezirk Braunau ein?
Gerade die jüngste EU-Wahl hat gezeigt, dass wir die Partei der Zukunft, auch in Braunau, sind. Mein Ziel ist es, dass wir bei den Gemeinderatswahlen 2015 in sechs Gemeinderäte einziehen. Das wäre eine Verdoppelung. In der Stadt Braunau wollen wir unser tolles Ergebnis von 2009, als wir 17 Prozent erreichten, noch einmal übertreffen. Ich halte ein Ergebnis von 19 Prozent für durchaus möglich. Bezirksweit wäre bei den Landtagswahlen ein Schnitt von zwölf Prozent ein Erfolg.
Wen werden die Grünen ins Bürgermeister-Wahlrennen schicken?
Es gibt mit Manfred Hackl einen klaren Favoriten, die fixe Entscheidung fällt im Februar 2015.
Wie würden Sie die Stimmung im Braunauer Gemeinderat beschreiben?
Seit Hannes Waidbacher von der Volkspartei Bürgermeister ist, herrscht ein ganz anderes, ein deutlich besseres Klima als früher. Ich habe mit ihm das beste Verhältnis, und wir arbeiten gut zusammen.
Die grüne Landessprecherin Maria Buchmayr sagt, Sie seien eine große Zukunftshoffnung der Partei. Empfinden Sie das als Ehre oder Bürde?
Ich fasse das als großes Kompliment auf.
Sie sind erst seit 2013 politisch aktiv. Seit wann interessieren Sie sich für Politik?
Ich komme aus einem sozialdemokratischen Haus, in dem viel über Politik diskutiert wurde. Es ist also nicht so, dass ich mich erst seit einem Jahr für politische Themen interessiere.
Ist für Sie eine Zukunft als Berufspolitiker vorstellbar?
Ja, grundsätzlich schon. Ich kandidiere für den Landtag 2015 auf der Wahlkreisliste Innviertel auf den vorderen Plätzen. Aber mein längerfristiges Ziel ist eine Kandidatur als Spitzenkandidat bei der Landtagswahl 2021. Derzeit hat aber mein Studium ganz klar Vorrang.
Sie wollen Politik für junge Leute wieder interessanter machen. Wie soll das gelingen?
Ich glaube, dass man die Jugend wieder mehr mitbestimmen lassen muss. Mein Ziel für den Bezirk Braunau ist es, eine Jugendgruppierung der Grünen aufzubauen. Was mich extrem stört, ist die ständige politische Streiterei in der Öffentlichkeit. Es gibt bei allen Parteien gute Ansätze, das sollte man besser kommunizieren.
Ihre Partei hat sich klar gegen einen zweiten Kino-Standort in Braunau ausgesprochen. Welche Lösung schlagen Sie vor?
Wir sind nicht gegen ein neues Kino. Aber zwei Standorte in Braunau? Das kann nicht gutgehen, zumal es in Simbach auch ein Kino gibt. Ich würde mir nach wie vor wünschen, dass es Gespräche zwischen der Movieplexx- und der Starmovie-Geschäftsführung gibt. Vielleicht kann man sich doch noch darauf einigen, die Kräfte zu bündeln. Andernfalls droht der Stadt Braunau eine “Kino-Ruine”, denn zwei Kinos auf engstem Raum, das kann nicht gutgehen.
Was geht in Ihnen vor, wenn Sie die furchtbaren Bilder aus dem Nordirak oder Syrien sehen?
Das Leid der Menschen kann man sich gar nicht vorstellen. Dass es noch immer Österreicher gibt, die eine Aufnahme von diesen Flüchtlingen ablehnen, ist eine Schande.
Was würden Sie sich von der österreichischen Flüchtlingspolitik wünschen?
Vor allem eines: mehr Menschlichkeit. Außerdem sollte es für Asylwerber endlich möglich sein, arbeiten zu können.
Heuer wurden bereits mehrere junge Braunauer wegen Wiederbetätigung verurteilt. Hat Braunau ein Problem mit der rechten Szene?
Ein Problem nicht, aber dass gewisse rechte Schwingungen vorhanden sind, kann man nicht bestreiten. Das sieht man auch bei der Anzahl der Wiederbetätigungsprozesse. Ich würde mir für Braunau ein Exit-Netzwerk wünschen. Damit könnte man Aussteigern der Nazi-Szene helfen.
Project Details
- Date 20. October 2016
- Tags Pressearchiv 2014