„Auslandsdiener der Woche“ – Julian Seidenbusch

„Fernab vom österreichischen Alltag lichtete sich so einiges in mir. Mein Gedenkdienst in Brasilien, an der Casa Stefan Zweig in Petrópolis, brachte mich nicht nur zu Stefan Zweig als Kontextgeber der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, nein, auch in eine wahrlich andere Kultur. Eine Welt, in die ich hineinzuwachsen lernen musste, die eine mir vorher nicht ausmalbare Aufgabe stellte. Schon die ersten Stunden machten mir klar, dass innereuropäische Kulturdifferenzen vergleichsweise lächerlich sind und der Südamerikaner schnell und einfach als „Bekannter“ aber schwierig als „Freund“ zu gewinnen ist. Die ach so vielen Führungen, die ich ach so vielen bemerkenswerten Menschen an der Casa Stefan Zweig geben durfte, bereicherten nicht nur die Geführten.

Wieder zuhause entnebelt sich langsam die Erfahrung und schwebt vor mir wie das Leben einer anderen Person. Die Menschen und Farben verblassen, die Essenz verharrt. Nie werde ich die brasilianischen Schulkinder oder die Jazz-Abende an der Casa vollends vergessen. Ein Teil von mir lebt wohl bis auf immer und ewig über dem Atlantik.“