Wie aus zwei Wunderkindern stolze Gedenkdiener wurden, Kurier, 15.07.2011

15.07.2011

Projekt Beschreibung

Kurier, 15.07.2011 Wie aus zwei Wunderkindern stolze Gedenkdiener wurden Alternativdienst – Bundesheer? Zivildienst? Jonas Kraft (21) und Lukas Chatzioannidis (22) haben sich für Gedenkdienst entschieden. Jonas ist vor einer Woche nach Schanghai abgereist, Lukas kam im Jänner aus New York zurück. Die zwei waren einmal sogenannte „Wunderkinder“. Kleine Genies die am liebsten Brockhaus lesenund einen IQ von 130 und mehr haben. Im Café Halle im Wiener MuseumsQuartier sprechen die Absolventen der Sir-Karl-Popper-Schule über ihre Beweggründe. „Bei der Stellung wirst du nur gefragt: Bundesheer oder Zivildienst?“, erklärt Lukas, der heute Anglistik und Pubizistik studiert. Dass es auch eine Alternative zu den beiden häufigsten Formen des „Dienstes am Vaterland“ gebe, bleibe meist unerwähnt. „Auch ich wusste das anfangs nicht“, nicht Jonas – er studierte technische Chemie. Gedenkdienst wurde 1991 von der österreichischen Regierung als Alternative zum Wehrdienst zugelassen; seither haben Hunderte Jugendliche an Holocaust-Gedenkstätten weltweit mitgearbeitet und die Geschichte des Nationalsozialismus aufgearbeitet. Jonas Kraft leistet seit einer Woche Gedenkdienst im Zentrum für Jüdische Studien an der Schanghai Akademie. „Nur wenige wissen, dass die chinesische Metropole im Laufe des 2. Weltkriegs Flüchtlingsstätte für rund 30.000 Juden aus ganz Europa war“, erklärt der Chemiestudent. Verantwortung Ein Jahr lang dauerte die Vorbereitungszeit, in der Jonas auch Chinesisch gelernt hat. „Das Argument, dass wir dem Zweiten Weltkrieg geboren sind, zählt für mich nicht. Jeder ist mit der Geschichte seines Landes untrennbar verbunden und trägt Verantwortung für das, was geschehen ist.“ Leider, so Jonas, nehme der Staat diese Verantwortung nicht ernst genug. „Es gibt nur Förderungsgelder für 20 Gedenkdiener pro Jahr, es melden sich aber 50 an.“ Und die 6000 Euro seien viel zu wenig, „da zahlen alle noch aus der eigenen Tasche drauf.“ Lukas möchte die Erfahrungen, die er in der Jugendabteilung des „American Jewish Committee“ in New York gemacht hat, nicht missen. „Meine Sicht auf Österreich und die Welt ist globaler geworden.“ –Conny Bischofberger

Projekt Details

  • Datum 16. Juni 2016
  • Tags Pressearchiv 2011

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