Unipress (Innsbruck) – November 1998 / Aus Gedenkdienst wird „Auslandsdienst“

11.1998

Projekt Beschreibung

Aus Gedenkdienst wird „Auslandsdienst“

Am 9. November 1998 (zur Erinnerung: 60. Jahrestag der Pogromnacht in Deutschland) – organisiert der „Verein für Dienste im Ausland“ im Geiwi-Foyer einen Informationsstand für zivildienstpflichtige Studenten, die Interesse an einer sinnvollen Alternative zum ordentlichen Zivildienst hier in Österreich haben. Die Dauer eines solchen Dienstes beträgt 14 Monate und wird vom Bundesministerium für Inneres finanziert. Angeboten werden neben dem Gedenkdienst, der seit 1992 als „Zivildienstersatz“ anerkannt ist, auch Sozial- oder Friedensdienste im Ausland. Da diese Möglichkeit (Sozial- und Friedensdienst) erst seit kurzem besteht, befindet sich der Verein gerade in einer Auf- bzw. Ausbauphase, was aber nicht heißt, daß junge Zivildienstpflichtige dadurch abgehalten werden sollen, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen und sich zu informieren. Oliver Kascha (z. Z. Student an der Universität Innsbruck) hat sich für Sozialdienst entschieden und wird seinen Auslandsdienst in Buenos Aires antreten, wo im Rahmen eines konkreten Sozialprojektes Straßenkinder betreut werden. Auch Andreas Feuerstein und Jürgen Halper (beide ebenfalls Studenten an der Universität Innsbruck – Politikwissenschaft bzw. Architektur) haben sich entschieden, ihren Zivildienst als Gedenkdienst im Ausland abzuleisten. Die beiden werden sich ab August 1999 am „Center for Holocaust, Genocide & Peace Studies (CHGPS)“ der University of Nevada (Reno) intensiv mit dem Thema Holocaust beschäftigen und Forschungs- und Bildungsarbeit leisten, so z.B. die Erstellung einer Videodokumentation über Gespräche von Kindern und Jugendlichen mit Holocaustüberlebenden. Andreas über den Gedenkdienst: „Ich sehe darin die Chance für junge Menschen durch ihren Beitrag ein außenpolitisches Zeichen zu setzen und zu signalisieren, daß wir – wider das Vergessen und Verdrängen der Täterschaft Österreichs zur Zeit des Nationalsozialismus – zu einer offenen Klärung der geschichtlichen Fakten bereit sind.“ Für Jürgen stellt diese Arbeit ebenfalls einen wichtigen Beitrag zum geschichtlichen Bewußtwerdungsprozeß dar: „Der Gedenkdienst bedeutet für mich den Versuch, mir durch intensive Beschäftigung mit dem Thema Holocaust der tatsächlichen Rolle Österreichs in dieser Zeit bewußt zu werden.“ Gedenkdienst leisten ist aber nicht zwingend mit Forschungsarbeit verbunden, was heißt, daß man kein Akademiker sein muß, um Zugang zu dieser Möglichkeit zu haben. Der Verein ist darum bemüht, auch solche Stellen zu organisieren, die mit körperlicher Arbeit verbunden sind (z.B. Arbeiten in einem Kibbuz oder Mithilfe am Bau eines jüdischen Friedhofes). Wer Interesse hat, kann sich bei Jürgen Halper melden (0512/579017 od. 0512/345928). Der Verein für Dienste im Ausland ist auch mit einer Homepage im Internet vertreten: https://www.auslandsdienst.at

Projekt Details

  • Datum 28. September 2016
  • Tags Pressearchiv 1998

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