Projekt Beschreibung
Schuld, Sühne, späte Ehrung
Der Gründer des Auslands-Gedenkdiensts, Andreas Maislinger, wird in diesem Jahr mit dem Karl-Renner-Preis ausgezeichnet.
Von Michaela Spirk-Paulmichl
Innsbruck, Wien – „Ein Österreicher hat in Auschwitz nichts zu sühnen“: Andreas Maislinger erinnert sich gut an die Worte. Sie stammen aus einer Zeit, als sich Österreich noch als Opfer des Nationalsozialismus sah. Zu hören bekam er sie von einem Bundespräsidenten, von Rudolf Kirchschläger. Es war die Reaktion auf Maislingers Anfrage, den Zivildienst auch in Auschwitz leisten zu können. Der gerade zum Dr. phil promovierte junge Mann wollte damit auch erreichen, dass sich Österreich seiner Täterrolle während dieses dunklen Kapitels der Geschichte stellt, die Arbeit in einem früheren Konzentrationslager sollte ein Zeichen nach außen sein. Doch bis der erste Österreicher seinen Zivil-Ersatzdienst als Auslands-Gedenkdienst antrat, sollten noch etwa zehn Jahre vergehen. Mit dem Wörgler Georg Mayr machte sich 1992 schließlich der erste Gedenkdiener auf den Weg nach Auschwitz.
Heute ist der Auslandsdienst, der so viele Jahre in Frage gestellt wurde, eine anerkannte Institution und in rund 30 Ländern auf allen Kontinenten vertreten, etwa 30 Zivildiener können diese Möglichkeit jährlich in Anspruch nehmen. Maislinger, bereits vielfach für seine Arbeit ausgezeichnet: „Das Interesse ist viel größer, doch unsere finanziellen Ressourcen sind begrenzt.“ An Angeboten entsprechender Einrichtungen in aller Welt mangelt es nicht, Gedenkdiener arbeiten an Holocaust-Gedenkstätten, Museen und Forschungseinrichtungen, wie dem Simon Wiesenthal Center Los Angeles, dem European Roma Rights Centre in Budapest oder Yad Vashem in Jerusalem. Dort gestalten und organisieren sie Führungen und Veranstaltungen, verrichten Archiv-Arbeit und halten Vorträge an Universitäten und Schulen. Der Jenbacher Thomas Ortner war während der Waldheim-Affäre im United States Holocaust Museum in Washington im Einsatz: „In einer Zeit, in der es um Österreichs Ruf nicht gut bestellt war, wurde diese Arbeit wohlwollend zur Kenntnis genommen.“
Am 11. Dezember wird Andreas Maislinger für seine Verdienste mit dem Karl-Renner-Preis der Stadt Wien ausgezeichnet. Sein aktuelles Projekt, das er gerne umsetzen würde: Das Geburtshaus Adolf Hitlers in Braunau soll ein „Haus der Verantwortung“ werden – mit Ebenen für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Maislinger: „Junge Menschen aus aller Welt sollen mitarbeiten und ihre Ideen einbringen.“
Link: http://www.tt.com/panorama/gesellschaft/7543302-91/schuld-s%C3%BChne-sp%C3%A4te-ehrung.csp
Projekt Details
- Datum 6. Juli 2016
- Tags Pressearchiv 2013