Hitler-Haus als Stätte der Versöhnung
Für Gedankenlose „nur ein Fotomotiv“
BRAUNAU. Das Gebäude mit der schäbigen Fassade zwischen einem Pizzabäcker und einem Dessous- und Modegeschäft in Braunau birgt Zündstoff. Deswegen soll das Hitler-Haus jetzt eine Stätte der Versöhnung werden. Die Braunauer machen sich Gedanken, Gedankenlose Urlaubsfotos. So wie eine deutsche Besucherin, die vor dem Haus Nummer 15 in der Salzburger Vorstadt für ein Erinnerungsfoto posiert. Was sie sich dabei gedacht hat? Ein Achselzucken, ein verwunderter Blick und eine Antwort, die verwundert: Sie sei „halt grad da“ und da „haben wir halt“ auch ein Bild vor dem Haus gemacht.“. Das war’s. Die OÖN trafen bei einer journalistischen Momentaufnahme auch die Seniorchefin der Metzgerei gegenüber. Elfriede Oberhuemer beobachtet das Treiben rund ums Hitler-Haus „seit 50 Jahren“ und erzählt von ihrem ärgsten Erlebnis mit Touristen, die sich „immer wieder hinstellen und knipsen lassen: Ein Wahnsinn!“: „Ein Japaner wollte sogar wissen, wo er das Haus denn kaufe könne. Ich hab ihn zum Rathaus geschickt.“ Dass alle vier Braunauer Gemeindefraktionen und der Verein für Zeitgeschichte im Hitler-Haus, wie berichtet, eine Stätte für internationale Begegnung und Versöhnung einrichten wollen, hält sie für „eine gute Idee. Es wird was gemacht, von dem die Menschen was haben. Sehr gut ist schon jetzt, dass die Lebenshilfe drin ist“. „Das Hitler-Haus wird immer das Hitler-Haus bleiben, die andern werden dran festhalten, egal was drin ist“, ist ein 17-jähriger Braunauer pessimistisch. Ähnlich äußerte sich ein 44-jähriger Angestellter aus Altheim und meinte noch: „Wegreißen wäre wohl die beste Lösung.“ Die gebürtige Braunauerin Ingrid Herlbauer trifft vor dem Gebäude eine Bekannte und steigt vom Fahrrad. Die OÖN stören die Plauderei: „Ich hab’s grad in Ihrer Zeitung gelesen. Die Idee für eine internationale Begegnunsstätte unterschreibe ich sofort. Das ist eine ordentliche Vergangenheitsbewältigung. Ich hoffe nur, dass die Besitzerin das Haus hergibt“, sagt die 51-Jährige. Private Versöhnungsgeste Sie denkt auf einmal an ihre Israelreise 1996: „Der jüdische Reiseleiter „bekam plötzlich ein langes Gesicht“, als er erfuhr, dass ich und einige andere aus Braunau stammen. Er erzählte uns von seiner Familie, die er im KZ verlor, als er 18 Jahre alt war. Er ging nach Israel und schwor sich, nie wieder Deutsch zu sprechen. Irgendwann hat er gemerkt, dass das nicht der Weg der Versöhnung ist. Und so begleitete er in der Pension deutschsprachige Touristen durch Israel“, erzählt die Braunauerin. Ihr Blick streift das Hitler-Haus kurz, bevor sie weiterspricht: „An den Quellen des Jordan bin ich zu ihm hingegangen und habe ihn in meinem und im Namen der Braunauer um Verzeihung gebeten, für alles, was ihm widerfahren ist.“ Er antwortete: „Mäderle, es ist alles verziehen“: „Für mi war des die beste Vergangenheitsbewältigung“, sagt Ingrid Herlbauer. |