Harte Herrschaftsvorwürfe einerseits, „99 Prozent Sympathie“ andererseits, Oberösterreichische Nachrichten

07.08.2019

Projekt Beschreibung

Die Bandbreite der öffentlichen Reaktionen zur Absetzung von Georg Wojak ist groß.

BRAUNAU. „Das ist ein laufendes Verfahren, dazu äußere ich mich nicht!“ So bedeckt wie Yvonne Weidenholzer, die interimistische Stellvertreterin des abgesetzten Braunauer Bezirkshauptmannes Georg Wojak, gibt sich nicht jeder in den Kommentaren zur „Causa Wojak“. Die Bandbreite der Reaktionen ist groß und polarisiert. Das zeigt die schwierige Balance zwischen Bürgernähe und penibler Rechtsauslegung.

Das Verständnis für den „beispiellosen Vorgang an der BH Braunau“ habe ihn „bestürzt gemacht“, sagt ein ehemaliger leitender Bediensteter der BH Braunau in einer Stellungnahme an Landeshauptmann Thomas Stelzer. Darin schildert er seine Erfahrungen mit Wojak als Vorgesetztem und lobt ihn als „zugänglich, loyal und verlässlich, freundschaftlich und korrekt“. Entscheidungen habe er nie „einsam gegen alle getroffen“. Seine „Bürgernähe“ – „mit ihm kam man leicht ins Gespräch“ – bezeichnet der mittlerweile pensionierte Bedienstete als ein „besonderes Merkmal“. Wojak sei „auf die kleinen Leute zugegangen“ – und ortet gerade darin eine „Diskrepanz zu seinen Abteilungsleitern“.

Maislingers harsche Kritik

Völlig konträre Erfahrungen schildert der Politikwissenschafter Andreas Maislinger, der enge Beziehungen zu Braunau pflegt und dort im Hitler-Geburtshaus ein „Haus der Verantwortung“ einrichten wollte. Er zieht einen harschen Vergleich mit der DDR und schreibt: „’Friedensbezirk’ Braunau erinnert an ‘Friedensstaat’ DDR“. Der Bezirkshauptmann habe „wie in einer Einparteienherrschaft keinen Meinungsaustausch erlaubt. Es musste alles so geschehen, wie von ihm angeordnet“. Der Beschluss des „Friedensbezirks Braunau“ sei nur erfolgt, um sich ein Denkmal zu setzen, wettert Maislinger. Die Reaktionen auf das eingeleitete Amtsenthebungsverfahren wegen des Verdachtes des Amtsmissbrauches (für Georg Wojak gilt die Unschuldsvermutung) waren schon am Tag des Bekanntwerdens sehr emotional. So ging bereits einen Tag danach eine Reaktion aus der Gemeinde St. Johann am Walde an die Landesregierung bzw. an die Landesdirektion. Bürgermeister Gerhard Berger, Diakon Anton Baumkirchner und der Ehrenkommandant der Feuerwehr Frauschereck, Erich Feichtenschlager, hatten unter Berufung auf Wojaks Unterstützung bei der Zeltfestkatastrophe vor knapp zwei Jahren dessen „offenes Ohr für die Sorgen und Anliegen der Menschen“ sowie „schnelle und unbürokratische Hilfe“ hervorgehoben. Das habe zur „großen Beliebtheit in der Bevölkerung“ geführt.

Wojak trifft Bürgermeister

Die Unterstützungsabsichten von Bürgermeistersprecher Franz Zehentner, der in einer ersten Reaktion zu einer Protestversammlung aufgerufen hatte, sind noch nicht verpufft. Er hat alle Bürgermeister des Bezirks Braunau zu einem Treffen am kommenden Dienstag eingeladen – und Georg Wojak auch. „Er kommt. Er hat bisher noch nicht die Möglichkeit gehabt, Stellung zu nehmen“, erklärt Zehentner, ÖVP-Bürgermeister von Kirchberg. Die Vorgangsweise sei mit ÖVP-Bezirksparteivorsitzendem Hannes Waidbacher abgesprochen. „Ich hätte mir da aber auch nichts vorschreiben lassen. Die meisten VP-Bürgermeister stehen hinter Wojak“, sagt er und macht deutlich, dass er Sprecher für alle Bürgermeister ist, egal, welcher Partei sie angehören. Ihm kämen „zu 99 Prozent“ Sympathiebekundungen für Wojak zu Ohren. Dieser tue so viel für den Bezirk, die Abberufung sei nicht zu verstehen.

„Ich bin absolut dafür, dass von der Kommission und der Staatsanwaltschaft alle Vorwürfe penibel überprüft werden. Wir leben ja in einem Rechtsstaat“, betont Franz Zehentner, der früher Bezirksanwalt und in der Staatsanwaltschaft tätig war, ausdrücklich. „Georg Wojak soll aber fair behandelt werden wie jeder andere Bürger auch“, erwartet der Bürgermeistersprecher. Er zeige sich auch gegenüber der interimistischen Bezirkshauptfrau Yvonne Weidenholzer loyal und erwarte dies auch von seinen Amtskollegen, erklärt Zehentner.

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Projekt Details

  • Datum 22. August 2019
  • Tags Pressearchiv 2019

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