Projekt Beschreibung
Regionalkurier, 12.04.2013
Gedenkdienst: Eine Initiative im Dienste des Friedens
Michael Ruckhofer | Freitag, 12.04.2013
Anstelle des Zivildienstes ist es in Österreich seit 1992 auch möglich, einen zwölfmonatigen Gedenkdienst im Ausland zu leisten. Etwa 45 junge Menschen machen jährlich davon Gebrauch.
„Ich sehe mich als Weltbürger und lerne gerne die verschiedensten Länder kennen. Ich kann nur jeden empfehlen, ins Ausland zu gehen und nicht nur davon zu träumen.“ Das ist die Einstellung des 21-jährigen Florian Hansmann aus Thaling bei Pöls, der in den vergangenen Monaten eine ganz besondere Form des Zivildienstes, den so genannten Gedenkdienst, in den Vereinigten Staaten abgeleistet hat. Der Gedenkdienst ist ein Wehrersatzdienst, der als zwölfmonatiger Auslandsdienst geleistet wird und überwiegend in Holocaust-Gedenkstätten oder bei Jüdischen Organisationen ermöglicht wird. 1991 wurde er als Alternative zum Zivildienst zugelassen, 1992 konnte der erste Zivildiener seinen Dienst antreten. „Ich bin eigentlich durch Zufall auf diese Form gestoßen. Mein Interesse an Geschichte war allerdings immer schon stark, und auch ins Ausland wollte ich gerne“, erzählt Florian Hansmann, der an einer HTL in Graz maturiert hat. Allein die Vorbereitung auf diesen Dienst nimmt schon gewaltig viel Zeit in Anspruch, wie Hansmann erklärt. So gibt es ein eineinhalb Jahre dauerndes Vorbereitungsprogramm, wo neben Literaturrecherche auch Gespräche mit Zeitzeugen, Diskussionen und viel historische Information auf dem Programm stehen. Ab August 2011 war Florian Hansmann dann als Gedenkdiener beim American Jewish Comittee in New York City tätig. Die Organisation setzt sich für das Wohlergehen der jüdischen Gemeinden in den USA, Israel und den Rest der Welt auf diplomatischere Ebene ein und unterhält alleine in den USA 26 Büros. „Meine Aufgaben waren sehr vielseitig, ein Schwerpunkt war etwa die Organisation und Durchführung von Kultur- und Bildungsveranstaltungen“, so Florian Hansmann. Als Gedenkdiener hatte er auch die Gelegenheit, seine Generation in New York bei Meetings und Empfängen zu vertreten und das öffentliche Bild von Österreich zu schärfen. Florian Hansmann: „Ich hatte vom ersten Tag an das Gefühl, dass meine Arbeit vor Ort sehr geschätzt wurde und habe viele positive Reaktionen erlebt.“ Der gesamte Dienst ist allerdings auch eine kostspielige Angelegenheit. Es gibt keine Entschädigung, insgesamt kostet das Jahr etwa 18.000 Euro, über ein Stipendium gibt es rund die Hälfte zurück. Für den Rest muss man selbst aufkommen. „Es war dies auf jeden Fall wert. Jeder Tag war ein neues Abenteuer in der „Stadt, die niemals schläft“. Ich habe viele differenzierte Sichtweisen über Religion und Zeitgeschichte gehört, viele neue Erfahrungen gesammelt und, was ganz besonders wichtig war, viele neue Menschen kennengelernt und internationale Beziehungen aufgebaut“, sagt Hansmann, der im vergangenen August nach Österreich zurückgekehrt ist. Lange hat es Florian Hansmann in der Region allerdings nicht ausgehalten – seit September studiert er an der renommierten Wirtschaftsuniversität Warwick in England Betriebswirtschaftslehre. Und auch in den Ferien wird es dem jungen Weltbürger nicht langweilig – dann geht es nämlich für ein sechswöchiges Praktikum nach Nanjing in China, wo er Englischunterricht erteilen wird.
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Projekt Details
- Datum 6. Juli 2016
- Tags Pressearchiv 2013