Einem Obmann zum Gedenken
Gedenkdienstgründer Maislinger gründet Konkurrenzinstitution – Der alte Verein ist dabei, sich zu konsolidieren
Fast hätten interne Querelen dem Verein Gedenkdienst im heurigen Sommer das Genick gebrochen. Zivildiener, die einen Dienst an einer Holocaust-Gedenkstätte leisteten, drohten kein Geld mehr zu bekommen. Nur durch eine Überbrückungsfinanzierung konnte der Betrieb aufrechterhalten werden.
Ursache der finanziellen Turbulenzen und gleichzeitig Höhepunkt eines langwierigen Streites war die Abwahl des Vereinsgründers Andreas Maislinger Anfang Juni. Maislinger trat zurück, focht kurz darauf seine Abwahl an und hielt sich nicht zurück, Schmutz auf seinen Nachfolger als Obmann, den 26jährigen Medizinstudenten Sascha Kellner aus Wien, zu werfen.
Bei der Generalversammlung des Vereins wurde am vergangenen Wochenende ein Schlußstrich unter dieses Kapitel gezogen. Allerdings nur von Kellner und den anderen Mitgliedern. Nicht so vom Innsbrucker Politologen Maislinger. Der will nämlich eine „Konkurrenzeinrichtung“ gründen und schießt gleichzeitig weiter gegen den jetzigen Vorstand des Vereins Gedenkdienst.
»Wir prüfen rechtliche Schritte gegen Maislinger. Teilweise wurden sie auch schon eingeleitet“ – Sascha Kellner
Der habe aus seinem unpolitischen Verein eine Sozialistische Jugend gemacht. Vom jetzigen Obmann zeigt sich Maislinger enttäuscht: „Ich hatte ihn eigentlich als meinen Nachfolger vorgesehen Er wollte halt nicht so lange warten und hat ihn gleich übernommen. Jetzt braucht er nicht fertig studieren und ist auch so was geworden.“
Diese und andere Anschuldigungen will der Verein Gedenkdienst nicht auf sich sitzenlassen. Kellner: „Wir prüfen rechtliche Schritte gegen Maislinger. Teilweise wurden sie auch schon eingeleitet“
Prinzipiell hat der Verein aber andere Sorgen. Kellner: „Wir
müssen momentan ab
solutes Krisenmanagement betreiben. Der Verein steht am
Rande des Abgrundes.“
Trotzdem ist man optimistisch
, die lange Zeit geläh
mte Maschinerie wieder in Gang zu bringen:
„Noch i
m Dezember wollen wir die Ab
rechnung für den alten Jahrgang der Gedenkdiener le
gen.“ Wenn das geregelt ist, kann man dann wieder eine Entsendeberechtigung be
antragen, die dem Verein zwischenzeitlich entzogen wurde.“
Auch beim Innenministe
rium ist man zuversichtlich, daß die neue
Führung wieder geregelte Verhältnisse herste
llen wird
. Einer der zuständigen führenden Bea
mten im Kabinett
Schlögl: „Aus meiner Sicht steht der Verein wieder auf Beinen. Es müßte jetzt alles wieder in geordneten Bahnen gehen
.“
Was den
„Konkurrenz-Ge
denkdienst“ angeht, nimmt es Sascha Kellner gelassen, auch wenn es ihm unverständlich ist“Aus meiner Sicht kann es ja nicht sein, daß der Maislinger einen Verein ruiniert, hinausgeworfen wird und dann einfach einen neuen gründet.“