foto: braunau history
Projekt Beschreibung
Denkmalschützer wollen Hitler-Haus erhalten
20. September 2016, 07:00
Soll das Geburtshaus von Adolf Hitler geschleift werden? Politiker sind unterschiedlicher Meinung. Denkmalschützer lehnen die Abrissbirne ab
Braunau – Rund 250 Objekte umfasst die Liste der denkmalgeschützten Bauten in Braunau am Inn. 22 davon stehen an der „Salzburger Vorstadt“, jener Straße, die vom Stadtplatz Richtung Salzburg führt. Die Zahl der Personen, die im Laufe der Jahrhunderte in Nummer 15 das Licht der Welt erblickten, ist unbekannt. Von öffentlicher Relevanz ist nur jene, die dort am 20. April 1889 als Adolf Hitler geboren wurde. Die Diskussionen um die Nutzung des in Privatbesitz befindlichen Gebäudes reißen auch nach der vom Ministerrat beschlossenen Enteignung Mitte Juli nicht ab. Offiziell heißt es, dass „trotz intensiver Bemühungen des Bundesministeriums für Inneres“ keine Einigung mit der seit 2014 verkaufswilligen Besitzerin gefunden werden konnte. Im Jänner wurden die Verhandlungen für beendet erklärt.Bescheid aus dem Jahr 1938
Denkmalschützern, denen es um den Erhalt historischer Baudenkmäler und nicht um deren einstige Bewohner geht, schwante Ungemach. Denn die erstmalige Unterschutzstellung des Gebäudes erfolgte kurz nachdem es der damalige NSDAP-Reichsleiter und spätere Reichsminister Martin Bormann erworben hatte, aus rein ideologischen Gründen.foto: braunau history
foto: braunau history
Täuschungsmanöver
Die Initiative für Denkmalschutz wähnt darin ein politisches Täuschungsmanöver, da sich sowohl Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) als auch Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) am Rande des Ministerrates unter Verweis auf die Unterschutzstellung gegen einen Abriss ausgesprochen hatten. Zu den Abrissgegnern gehört auch der internationale Denkmalpflege-Beirat Icomos. Auf Anfrage betont Wilfried Lipp, Präsident von Icomos Österreich, dass eine sorgsamere Abwägung von Experten wünschenswert wäre, da die Liquidation unbequemer Denkmale nicht zur deren Entmystifizierung beitragen. Politikwissenschafter Andreas Maislinger, dessen für dort vorgesehenes Projekt „Haus der Verantwortung“ auf breite internationale Unterstützung stößt, befürchtet sogar den gegenteiligen Effekt. Demnach würde das auf Braunau lastende Stigma als Geburtsstadt Adolf Hitlers auch noch befeuert.Projekt Details
- Datum 2. Oktober 2016
- Tags Pressearchiv 2016