Projekt Beschreibung
11. Braunauer Zeitgeschichte -Tage
„Wenige Gerechte?“
Zivilcourage und Widerstand in Diktaturen
Braunau am Inn, Kultur im Gugg, 27.- 29. September 2002
„Zu wenig Gerechte“ klagt die bekannte Historikerin Erika Weinzierl vor zwei Jahrzehnten in ihrem gleichnamigen Buch. Als „Gerechte unter den Völkern“ zeichnet die israelische Gedenkstätte Yad Vashem Nicht-Juden aus, die im Nationalsozialismus unter Gefährdung ihres Lebens Juden gerettet haben. Es bestand kein Zweifel, wer Juden versteckte , mußte mit einer harten Strafe rechnen. Viele wurden deshalb im KZ gequält oder ermordet. Und doch haben viele im Deutschen Reich und in den besetzten Gebieten geholfen. Tausende wurden deshalb von Yad Vashem ausgezeichnet. Das sind nicht wenige! Und doch hätten es mehr sein müssen! Oskar Schindler wurde durch Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“ zum bekanntesten „Gerechten“. Obwohl er etwa 700 bis 800 jüdische Männer vom Lager Gross-Rosen und etwa 300 jüdische Frauen von Auschwitz herausholen konnte, machte er sich Vorwürfe, nicht mehr Menschen gerettet zu haben.
Vorwürfe machten sich auch andere Retter. Zwei von ihnen stehen im Mittelpunkt der 11. Braunauer Zeitgeschichte-Tage: Anton Schmid und Josef Schleich. Über Anton Schmid sind jüngst im Zusammenhang mit der Wehrmachts-Ausstellung größere Artikel erschienen und die Deutsche Bundeswehr hat eine Kaserne nach ihm benannt. Und obwohl bereits 1972 der Film „Feldwebel Schmid“ gezeigt wurde , ist der 1900 in Wien geborene ehemalige Soldat der Deutschen Wehrmacht wenig bekannt. Im Zentrum der Aufmerksamkeit standen in den letzten Jahrzehnten Gegner Hitlers wie die Geschwister Scholl aus München oder Franz Jägerstätter aus dem benachbarten St. Radegund. Der Film „Der Fall Jägerstätter“ von Axel Corti hat 1971 österreichweite Diskussionen ausgelöst , die bis heute anhalten. Auch die Braunauer Zeitgeschichte-Tage haben sich ausführlich mit dem „Not-wendigen Verrat“ des Innviertler Bauern beschäftigt.
Damit das nicht so bleibt, wollen wir uns mit den weniger beachteten Rettern von Verfolgten in der NS-Zeit und am Sonntag vormittag auch mit der Opposition in der nachfolgenden DDR-Diktatur beschäftigen. Denn obwohl die „Diktatur des Proletariats“ erst etwas mehr als ein Jahrzehnt zurück liegt, scheint sie bereits vergessen zu sein.
Projekt Details
- Datum 16. Juni 2016
- Tags Pressearchiv 2002