Botschafter Österreichs im Zeichen des Erinnerns, Tiroler Tageszeitung

14.10.2012

Projekt Beschreibung

Botschafter Österreichs im Zeichen des Erinnerns

Vor 20 Jahren trat erstmals ein Zivildiener seinen Gedenkdienst in Auschwitz an. Ein Aus für den Zivildienst bedeute kein Aus für den Verein, sagt der Gründer.

Von Alexandra Plank

Innsbruck – „Viele Menschen haben gar keine Vorstellung von dem, was diese jungen Österreicher für sie leisten, dass sie ihnen­ das Rückgrat wieder aufrichten, damit wir alle wieder aufrecht gehen können, auch ich, der ich selbst dieser Generation angehöre“, bringt Schauspieler Dietmar Schönherr die Bedeutung des Gedenkdienstes auf den Punkt.

Heuer ist es 20 Jahre her, dass der Wörgler Georg Mayer als erster Österreicher seinen Zivildienst in der Holocaust-Gedenkstätte Auschwitz leistete. Bevor er seinen Dienst antrat, riet ihm ein Ministerialbeamter davon ab. Es war nicht klar, ob dieses Jahr wirklich als Zivildienstersatz angerechnet würde. 20 Jahre später ist der Verein Auslandsdienst, der international agiert, nicht mehr wegzudenken. „Zuerst war ich mit völliger Ablehnung konfrontiert, inzwischen gesteht auch die Bundesregierung zu, dass es sich um ein Renommierprojekt Österreichs handelt“, sagt der Gründer des Vereins, Andreas Maislinger. Mittlerweile sei es so, dass die öster­reichischen Botschafter an ihn herantreten, um Auslandsdiener für ihre Länder zu erhalten.

Die Diskussionen um die Wehrpflicht, mit deren Ende auch der Zivildienst fallen könnte, verfolgt Maislinger gelassen. „Ich bin überzeugt, dass die Bundesregierung nicht auf den Auslandsdienst verzichten wird, so gedankenlos und dumm sind sie nicht.“ Er erhalte deutliche Signale, dass der Verein in diesem Fall weiter mit staatlichen Geldern unterstützt werde. „Es gibt nicht viele Projekte, die mit so wenig Geld und so wenig Personen so große Effekte erzielen wie wir“, sagt Maislinger. 800.000 Euro stehen dem Auslandsdienst pro Jahr zur Verfügung.

Der 25-jährige Tiroler Aron Coman-Miko war im vergangenen Jahr unter anderem im „Neuberger Holocaust Education Centre“ in Toronto tätig. Dort traf er mit Holocaust-Überlebenden zusammen. „Für sie ist es ein wichtiges Symbol, dass Österreich zu seiner Verantwortung während der Nazi-Zeit steht.“ Auch Coman-Miko hat von seinem 12-monatigen Aufenthalt profitiert: „Ich bin reifer und welt­offener geworden.“

Er hätte den Dienst auch angetreten, wenn dieser nicht als Zivildienst anerkannt worden wäre­. „Wenn der Zivildienst fällt und der Verein weiterbesteht, könnten auch Frauen­ diese wichtige Erfahrung machen.“

Tiroler Tageszeitung, Printausgabe vom So, 14.10.2012
Infobox

Daten & Fakten zum Auslandsdienst

Statistik 50 Männer leisten pro Jahr Gedenkdienst. Weitere 50 Männer arbeiten im Rahmen des Auslanddienstes als Sozial- oder Friedensdiener. Der Auslandsdienst schickt Zivildiener in 30 Länder.

Ehrung Am Dienstag wurde Andreas Maislinger vom französischen Staatspräsidenten François Hollande zum Ehrenritter ernannt.

Buch Anlässlich des Jubiläums­ ist das Buch „Heimweh nach der Welt. 20 Jahre Auslandsdienst“ von René Laglstorfer, Kyrene Verlag, erschienen.

Kontakt Interessierte erhalten alle Informationen zum Auslandsdienst unter www.auslandsdienst.at oder unter der Nummer 0664/1008361 (Maislinger).

Link: http://www.tt.com/Nachrichten/5537934-2/botschafter-%C3%B6sterreichs-im-…

Projekt Details

  • Datum 12. Juli 2016
  • Tags Pressearchiv 2012

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