Projekt Beschreibung
Österreich/Deutschland/Zweiter Weltkrieg/Nationalsozialismus
Zehn Jahre Gedenkdienst: Empfang in Botschaft Österreichs in Berlin
Utl.: Viele Erinnerungsstätten in den neuen deutschen Bundesländern
Berlin (APA) – Aus Anlass des zehnjährigen Bestehens des österreichischenGedenkdienstes im Rahmen des Zivildienstes waren am Freitag mehrere Gedenkdiener im Raum Berlin in die österreichische Botschaft eingeladen. In Österreich stellen drei Vereine Gedenkdiener für Einrichtungen in der ganzen Welt zur Verfügung, die sich mit der Erinnerung an die Gräuel des Dritten Reiches beschäftigen. In den neuen deutschen Bundesländern sind es besonders viele Stätten, die der Erinnerung gewidmet sind: Vom Berliner Jüdischen Museum bis zur Euthanasie-Gedenkstätte im sächsischen Pirna.
Er könne die Arbeit nur empfehlen, sagt einer der in die Botschaft Eingeladenen, der 22jährige Florian Bittner aus Wiener Neustadt, der seit dem Herbst seinen Gedenkdienst im deutsch-russischen Museum Berlin-Karlshorst ableistet: „Es zahlt sich aus.“ Der 21jährige Lukas Willmann aus Wien hat auf eine Zeitungsannonce geantwortet. Seit September arbeitet er im Haus der Wannseekonferenz in Berlin. „Man ist nahe am Geschehen“, sagt er. Beispielsweise habe er an der Vorbereitung der zweiten Auflage der Wehrmachtsausstellung mitgewirkt.
In der Gedenkstätte „Topografie des Terrors“ in Berlin ist seit dem vorigen Sommer der 29jährige Jürgen Supthut aus der Steiermark eingesetzt. Er hat von der Möglichkeit des Gedenkdienstes auf einem Plakat an der Universität erfahren. „Ich wollte gerne Dienst im Ausland machen“, sagt er.
Botschafter Markus Lutterotti sagte in seiner Ansprache, es gebe keine Kollektivschuld der Nachgeborenen. Aber es sei „darauf hinzuweisen, unsere kollektive Verantwortung wach zu halten“. Wörtlich sagte er: „Österreich bekennt sich zu seiner historischen und moralischen Verantwortung, aber Österreich war in dieser Zeit nicht als Staat involviert.“ Dazu meinte der Direktor der Stiftung „Topografie des Terrors“, Andreas Nachama, er würde „so nicht differenzieren, für mich sind Österreicher Österreich“.
Der Gründer des Gedenkdienstes vor zehn Jahren, der heute Vorsitzender eines der entsendenden Vereine ist, Andreas Maislinger, sagte, es sei das Ende des Kommunismus gewesen und nicht die Waldheim-Debatte, die den Gedenkdienst in Österreich ermöglicht habe. Nachdem sich die Oststaaten für die Verbrechen an den Juden entschuldigt hätten, habe Österreich mitziehen müssen: „(Bundeskanzler Franz) Vranitzky war 1991 mit seiner Entschuldigung eigentlich ganz hinten, da war die demokratisch gewählte Volkskammer der DDR noch vor ihm“, sagte Maislinger. „Ich hätte mir vom Botschafter erwartet, dass er sagt, auch wir im Außenamt haben damals den Gedenkdienst nicht verstanden oder nicht verstehen dürfen, aber wir stehen jetzt voll hinter ihm.“ Denn, so Maislinger, bis vor etwas mehr als zehn Jahren sei er in der österreichischen Politik auf absolutes Unverständnis für sein Anliegen gestoßen.
Projekt Details
- Datum 16. Juni 2016
- Tags Pressearchiv 2002