Politik der Vielfalt

Der Innsbrucker Gedenkdiener David Trojer nahm Ende November am Minderheitenforum der Vereinten Nationen teil

Genf, Budapest – „Die Staaten schützen die Existenz und die nationale oder ethnische, kulturelle, religiöse und sprachliche Identität der Minderheiten in ihrem Hoheitsgebiet und begünstigen die Schaffung von Bedingungen für die Förderung dieser Identität.“ So beginnt die Minderheitenrechte-Erklärung der Vereinten Nationen. Nach den schrecklichen Verbrechen, die im zwanzigsten Jahrhundert an ethnischen und religiösen Minderheiten verübt wurden, ist heute der Schutz von Minderheiten eine der Hauptprioritäten der internationalen Gemeinschaft.

Der Innsbrucker Jus-Student und Gedenkdiener David Trojer erlebte Ende September, welche Maßnahmen die Vereinten Nationen ergreifen, um die Rechte und die Identität von Minderheiten weltweit zu fördern. Als Teil der Delegation seiner Einsatzstelle, des Tom-Lantos-Instituts, nahm er am UN-Forum für Minderheitenangelegenheiten in Genf teil. Dort treffen Wissenschaftler, Experten, Politiker und Aktivisten aus aller Welt aufeinander.

„Am Forum werden Menschen gehört, die sonst ignoriert werden. Es geht darum, Menschen sichtbar zu machen – und mit ihnen ihre Kulturen, Traditionen und auch das Unrecht, das heute in vielen Teilen der Welt noch geschieht. Diese Vielfalt zu erleben, ist eine wahnsinnig bereichernde Erfahrung.“, erzählt der Gedenkdiener. Dieses Jahr hatte das Forum mehr als sechshundert Teilnehmer. Das Hauptthema war der Schutz von Menschenrechten in Erziehungs- und Bildungsinstitutionen. Die Republik Österreich setzt sich stark für den Erhalt des Forums und die Förderung der Menschenrechte ein, seit Dezember ist die Österreicherin Elisabeth Tichy-Fisslberger auch Präsidentin des Menschenrechtsrats.

Das Tom-Lantos-Institut ist eine Bildungs- und Forschungseinrichtung in Budapest. David, der vorher an der Innsbrucker Universität tätig war und kürzlich seinen ersten wissenschaftlichen Aufsatz veröffentlichte, arbeitet dort seit September. Das Institut arbeitet eng mit dem UN-Sonderberichterstatter Fernand de Varennes zusammen, der auch das Forum in Genf leitete.

Davids Aufgaben sind vor allem wissenschaftlicher Natur: Er schreibt Kommentare und Studien über internationales Recht. „Vor allem der Austausch mit den Kollegen ist eine große Bereicherung.“, meint David. „Die Direktorin, Dr. Biro, ist eine der führenden Minority Rights-Expertinnen Europas und eine sehr inspirierende Persönlichkeit. Ein anderer Kollege arbeitete als Anwalt in einer hervorragenden britischen Kanzlei und anschließend für die Vereinten Nationen in Malaysia, bevor er am Tom-Lantos-Institut tätig wurde. Mit solchen Leuten arbeiten zu dürfen, ist eine unglaubliche Bereicherung.“