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Staberl: So rechtsradikal ist Österreich!
Womit es sich das schöne Innsbruck verdient hat, offenbar einem ganzen Nest von rabiatfortschrittlichen Politologen als Standort zu dienen, vermöchte ich nicht zu sagen; doch ist ja allgemein bekannt, wie arg einem in diesem schnöden Leben bisweilen mitgespielt wird.
Bei unserem heutigen Innsbrucker Politologen handelt es sich allerdings nicht um den sattsam bekannten Pelikan oder wie der Vogel sonst heißen mag, sondern um einen ganz anderen Herrn, dessen Name mir aber mit Recht ebenfalls ein wenig entfallen ist. Der Herr saß am vergangenen Montag am sogenannten Runden Tisch des Fernsehens oder, besser gesagt: während die einen saßen, erschien der Politologe, weil in Innsbruck befindlich, nur auf einem Bildschirm.
Die Diskussion drehte sich um eine angeblich arge Rechtsradikalenverseuchung österreichischer Schüler und Lehrlinge. Zum Beispiel halten es viele dieser jungen Leute für überflüssig, daß sich Österreich immer wieder vor der ganzen Welt für die seinerzeitigen Untaten des Hitler-Regimes entschuldige, wie dies etwa Bundespräsident Klestil neulich in Holland getan hatte. Wenn allerdings bereits hier ein Merkmal von Rechtsradikalismus vorliegen sollte, dann wären freilich vielleicht 90 Prozent aller Österreicher “rechtsradikal”; ähnlich groß wird ja auch der Prozentsatz jener unserer Landsleute sein, die schon aus Altersgründen mit Hitler und seiner Herrschaft nichts zu schaffen haben konnten. Rechnet man noch jene hinzu, die zwar alt genug sind, um seinerzeit Nazis gewesen zu sein, dies aber keineswegs gewesen sind, dann bleibt nur noch eine winzige Minderheit über, die man heute noch zu Ge- und Bedenken sowie auch zur vielzitierten Trauerarbeit verdonnern könnte.
Nichts da, meinte aber gleich unser Politologe aus Innsbruck. Er habe doch soeben erst in Israel über die Möglichkeiten des Trauerarbeitens diskutiert. Die Schuld an der rechtsradikalen Verseuchung der Jugend sei der Regierung anzulasten. Hier aber begehrte der Diskussionsleiter Oberhauser mit berechtigter Hartnäckigkeit zu wissen, welchen Regierungsstellen denn eine solche Schuld anzukreiden wäre. In die Enge getrieben, nannte der Politologe schließlich eine Österreicherin mit vollem Namen, die sich zwecks Trauerarbeit und Wiedergutmachung entschlossen habe, in einem Altersheim in Israel zu arbeiten. Dies freilich nicht auf eigene Kosten; vielmehr habe sie sich bemüht, die nötigen Spesen – der Politologe sprach verächtlich von “einigen zehntausend Schilling” – von der Regierung zu bekommen. Doch niemand habe bezahlt, nicht einmal das Ministerium der Frau Dohnal. Unausgesprochene Schlußfolgerung: derart rechtsradikal ist dieses ganze Östereich …!
Nun ist es gewiß ein Akt von Menschenfreundlichkeit, freiwillig in einem Altersheim zu wirken. Aber warum das auf hiesige Staatskosten im Ausland geschehen soll, während doch heimische Altersheime so dringend Mitarbeiter suchen, bleibt unerfindlich. Auf eine solche Frage aber werden uns die linken Politologen gewiß ihre rechte Antwort zukommen lassen.
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- Date 24. August 2016
- Tags Pressearchiv 1993