Project Description
Vor nunmehr 45 Jahren:
Nazi-Lager St. Georgen
Von Juli bis August 1940 gab es bei St. Georgen im Salzburger Flachgau ein Nazi-Arbeitslager mit 131 Insassen. Dann wurde das Lager nach Weyer bei St. Pantaleon ins benachbarte Oberösterreich verlegt, wo SA-Männer fünf Häftlinge zu Tode quälten. Der Führer persönlich schlug die Verfolgung der Mörder nieder, das Lager wurde in ein Zigeunerlager umgewandelt. Im Oktober 1941 kamen sämtliche 300 Zigeuner in die Konzentrationslager nach Mauthausen und Auschwitz. Fast alle wurden vergast.
Beide Lager waren in Gasthäusern untergebracht. Bis zu 130 Männer, von halben Kindern bis zu Greisen, dann Zigeuner, mussten Entwässerungsarbeiten an der Moosach verrichten. „Arbeitsunwillig“ und „asozial“ stand auf den Einweisungspapieren. Viele wurden aber aus Willkür von Behörden oder sogar von den eigenen Verwandten zur „Umerziehung“ eingeliefert. Später kamen 350 Zigeuner, vor allem Familien aus Oberösterreich.
Der Innsbrucker Politologe Andreas Maislinger, der über das Lager forscht und Zeugen sowie ehemalige Häftlinge sucht: „Die Zigeuner wussten nicht, was mit ihnen passieren würde.“
Die Gefangenen wurden von SA-Männern bewacht. Von „kräftigen Burschen, die ordentlich dreihauen können“, wie ein Nazi-Funktionär dem Lagerleiter versicherte.
Die Burschen hauten so, dass fünf Häftlinge starben. Ein Staatsanwalt zeigte vier Folterer an. Hitler verhinderte ihre Bestrafung. Nur einer wurde nach dem Krieg zu 15 Jahren Kerker verurteilt.
Als sie noch die braune Uniform trugen, schlugen sie ihre Opfer bewusstlos, traten sie mit genagelten Schuhen in die Geschlechtsteile, gaben ihnen Stricke und den Befehl, sich aufzuhängen.
Eine ehemalige Nachbarin des Lagers erzählt: „Wenn sie die Sträflinge gedroschen haben, verbanden sie ihnen den Mund, damit die Nachbarn nichts hören.“ Wußten die Dorfbewohner damals davon?
Die alte Frau: „Ja. Wir haben da fürchterlich geweint.“
SONJA WENGER
Project Details
- Date 7. July 2016
- Tags Pressearchiv 1979 - 1990