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Kommentar: Schuldigkeit
Von Gerhard Marschall
Vielerorts in Europa und Übersee leisten junge Österreicher bereits Gedenkdienst, und weitere sollen dazukommen. Die 1992 in die Tag umgesetzte Idee, statt mit der Waffe Dienst zu tun, sich mit der Geschichte des eigenen wie eines fremden Landes auseinanderzusetzen, ist auf fruchtbaren Boden gefallen.
Umso befremdender ist es, wenn sich das offizielle Österreich gar so sehr ziert, eine unumstrittene, ja offiziell allseits begrüßte Sache im nötigen Ausmaß zu unterstützen.
Mit dem momentan angesagten Gesundsparen läßt sich derartige staatliche Knausrigkeit nciht erklären. Erstens geht es hier nicht um viele Millionen, sondern zweitens um dei bloße Umsetzung von Gesetzen.
Zum einen wird die bekannt schwerfällige Ministerialbürokratie hinter solcher Behäbigkeit stehen, zum anderen hat sich in den beiden hinter uns liegenden Regierungsjahren mit ständigem Wechsel zwischen Zank und Versöhnung einiges aufgestaut.
Doch daran alleine kann es nicht liegen, daß der Gedenkdienst so schlecht behandelt wird. Das wird schon auch mit Halbherzigkeit und Feigheit zu tun haben, wenn sich politischer Wille so halbherzig manifestiert.
Alles Reden von “Vergangenheitsbewältigung” und den “Lehren aus der Geschichte” bleibt hohl, wenn ihm keine Tagen folgen. Diese Bundesregierung, die sich neuerdings selbst so sehr ihrer wiedererlangten Tatenfreude rühmt, ist auch daran zu messen, ob und wie sie in den sensiblen, eher unspektakulären, jedenfalls weniger publikumswirksamen Bereichen handelt.
Dem Gedenkdienst das Mindestmaß an finanzieller Unterstützung zukommen zu lassen, ist nicht nur ein Beitrag zur Völkerverständigung. Die Regierung, namentlich der Innenminister, steht hier auch tief in der Schuld jener Österreicher, die einen nicht geringen Teil ihres jungen Lebens für eine wertvolle Sache opfern.