Gedenkdienst stellt Tätigkeit ein
Ausgerechnet im Gedenkjahr 2018 gibt es nun Streit über den Gedenkdienst. Der Verein Gedenkdienst, der die Entsendung von Gedenkdienern organisiert, stellt seine Tätigkeit ein. Grund ist die nicht ausreichende Finanzierung.
Der Gedenkdienst ist wie der Zivildienst ein Wehrersatzdienst und kann zwölf Monate an Holocaust-Gedenkstätten im Ausland geleistet werden. Die Auswahl der Diener treffen die Vereine Gedenkdienst und Österreichischer Auslandsdienst. Ersterer betreut aktuell gut 20 Personen, insgesamt gibt es etwa 60 Gedenkdiener. Ein dritter Verein hat schon im Vorjahr seine Tätigkeit eingestellt.
APA / Edith Grünwald
Das Holocaust-Gedenkmuseum in Washington greift auf Gedenkdiener zurück
Privater Zuschuss für Auslandseinsätze erforderlich
Vergangenen Herbst wurde zwar die finanzielle Unterstützung für Auslandsfreiwilligendienste durch das Parlament einstimmig von 700.000 auf 1,2 Millionen Euro erhöht, doch habe sich individuell nichts verbessert, beklagt der Verein Gedenkdienst. Anstatt die Plätze einzuschränken und auf ihre Sinnhaftigkeit zu überprüfen, seien mehr Gedenk- und Sozialdiener genehmigt worden.
Die Folge sei, dass der Gedenkdienst weiterhin nicht angetreten werden könne, wenn nicht die Familie einen großen Teil der Kosten trage oder Ersparnisse vorhanden seien. Einzig eine Stelle, jene in Auschwitz (Oswiecim) sei aufgrund der niedrigen Lebenserhaltungskosten dort rein durch die Förderung finanzierbar, sagte Vereinsobmann Michael Spiegl Freitagfrüh im Gespräch mit der APA. Dazu beklagt man im Verein auch überbordende bürokratische Vorschriften.
Der Verein Gedenkdienst will nun noch einen Jahrgang betreuen, der Mitte kommenden Jahres seinen Dienst antritt. Danach wird man die Tätigkeit endgültig einstellen, wenn sich an den Rahmenbedingungen nichts ändert. Schon jetzt wird man keine Vorauswahl für künftige Jahrgänge mehr treffen.
Gedenkdiener boykottieren Israel-Besuch von Kurz
Als Zeichen des Protestes werden die drei aktuellen Gedenkdienstleistenden den bevorstehenden Besuch von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann an der Gedenkstätte Jad Vaschem nicht begleiten.
Sie sind momentan die einzigen Gedenkdiener in Israel und „wollen nicht als außenpolitisches Instrument eingesetzt werden, während man das Projekt Gedenkdienst aushungern lässt“, heißt es in einer Aussendung des Vereins Gedenkdienst. Vom Sozialministerium, das für den Gedenkdienst verantwortlich ist, gab es vorerst keine Stellungnahme in der Causa.