Wien. “Die Opfer haben als Einzige das Recht, zu vergessen.” Mit diesen Worten eröffnete Bundeskanzler Werner Faymann seine Rede anlässlich der Generalversammlung der Österreichischen Freunde von Yad Vashem. Wie schon im Vorjahr fand auch die Versammlung am Montag im Sitzungssaal des Nationalrates statt. Die Freunde waren von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer ins Parlament eingeladen worden, die seit 2010 deren Ehrenpräsidentin ist. Als Hauptredner sprachen neben Faymann auch Vizekanzler Michael Spindelegger und Avner Shalev, seit 19 Jahren Vorsitzender der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel, der von Jerusalem nach Wien angereist war.
Montag war der 12. März – jener Tag, an dem vor 74 Jahren deutsche Truppen in Österreich einmarschiert sind. Bereits am 1. April 1938 kamen die ersten Juden ins Konzentrationslager nach Dachau. Die Freunde von Yad Vashem, rund 500 an der Zahl, kämpfen seit nunmehr neun Jahren gegen das Vergessen, indem sie in Österreich die Anliegen der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem vertreten.
Diese “ist das wohl wichtigste Mahnmal der Menschheit gegen das Vergessen schlechthin”, sagte Faymann. Vor allem die Jugend müsse in die antifaschistische Bewusstseinsbildung einbezogen werden. Für alle Einrichtungen, die sich dieser Aufgabe widmen – wie der österreichische Gedenkdienst – müsse auch in Zeiten von Sparbudgets eine ausreichende Finanzierung gesichert sein.
Vizekanzler Spindelegger rief indes zur Unterstützung der Österreichischen Freunde von Yad Vashem auf. Der Nationalsozialismus habe als “Teil unserer Geschichte stattgefunden und wurde Teil unserer Identität” – man müsse ständig dafür kämpfen, eine Wiederholung zu verhindern.
“Die Kräfte bündeln”
“Wie müssen die Kräfte bündeln, um die Zukunft genießen zu können”, schloss Shalev. Den Holocaust könne man nicht als lang vergangenes Ereignis betrachten. Er sei die Erinnerung daran, dass Demokratie, Freiheit und Menschlichkeit stets aufs Neue verteidigt werden müssten.