Anton Lehmdens Schüler in Israel
Die Theresienstadt-Bilder der Meisterklasse wurden zum internationalen Ausstellungserfolg
VON ANTON LEGERER
Die vom Wiener Architekturstudenten Bernhard Schneider im Laufe seines Gedenkdienstes (dieser stellt eine Möglichkeit des Zivildienstes dar) initiierten Ausstellungen “Theresienstadt” und “Reflections on Terezin” werden derzeit in der Bezalel-Akademie der Bildenden Künste und des Designs in Jerusalem gezeigt.
“Theresienstadt” ist das Ergebnis eines Studienaufenthaltes der Meisterschule Anton Lehmden an der Wiener Akademie der bildenden Künste in Terezin. Mit den dabei entstandenen Bildern organisierte Schneider eine Ausstellung, die er um zwei eigene Skulpturen ergänzte. Die Arbeiten wurden zuerst in der Gedenkstätte Theresienstadt ausgestellt, dann in Prag, Wien, Innsbruck, Hall in Tirol, Salzburg, Graz, Budapest, Würzburg und zuletzt in Bratislava. “Reflections on Terezin” zeigt Überlegungen zu Gestaltungsmaßnahmen, welche der Doppelfunktion als lebendige Stadt und zugleich Holocaust-Gedenkstätte gerecht werden können. Unter der Leitung von Architekt Anton Schweighofer (Technische Universität Wien) wurde im Vorjahr in Terezin ein Workshop zu dieser Frage abgehalten. Auf Initiative von Schneider und dessen Gedenkdienst-Nachfolger Siegfried Hybner kamen Architekturstudenten und Studentinnen aus Israel, Deutschland, Tschechien, Slowenien, der Slowakei und aus Österreich nach Terezin. Auf Anregung von Ruth liliaz nahmen aus Israel Studenten und Studentinnen der Bezalel, der Akademie der bildenden Künste, teil. Ruth liliaz eröffnete auch die beiden Ausstellungen als Vertreterin des Beit Theresienstadt, eines von Überlebenden des Ghettos Theresienstadt gegründeten Kibbuz. Sie wurde Zellgin eines unvorstellbaren Hungerexperiments in Auschwitz-Birkenau an ihrem eigenen neugeborenen Kind. In Israel wurde in mehreren Statements die Bedeutung des Austausches zwischen Kunst- und Architekturstudenten und Studentinnen zwischen Israel und, neben anderen Ländern, Österreich hervorgehoben. Donatus Köck, Geschäftsträger der österreichischen Botschaft in Tel Aviv, betonte die Wichtigkeit des Projekts Gedenkdienst, das zwei Monate lang mit zwei in der Gedenkstätte Yad Vashem arbeitenden Zivildienstpflichtigen vertreten sei.
Für den Organisator Bernhard Schneider ist die Thematisierung der Geschichte Theresienstadts als wesentlicher Bestandteil des Verfolgungs- und Vernichtungsprozesses während des Holocaust aus mehreren Gründen bedeutend: “Theresienstadt spielte eine besondere Rolle in der zynischen NS-Propaganda, die die Vernichtung der Juden zu vertuschen suchte, zugleich wurde Theresienstadt als Zwischenstation vor der weiteren Deportation in die Vernichtungslager verwendet. Daß alle drei Leiter des sogenannten Gettos aus Niederösterreich stammten, kann als Relativierung des lange Zeit unreflektierten Selbstbildes Österreichs als Hitler-Opfer gesehen werden. Die Architektur der beiden ursprünglich unter Joseph II. als Festungs- und Garnisonsstadt gegen die Bedrohung durch die Preußen erbauten und nach Maria Theresia benannten Anlagen, die bis in die Tage der tschechischen Republik als Kasernen benutzt wurden, beeindruckt auch heute noch. Die Ausstellungen “Theresienstadt” und “Reflections on Terezin” werden demnächst auch im National Art Centre in Ottawa, Kanada, gezeigt. |