Das erste Jahrgangstreffen der Auslandsdiener 2017 vom 2.-3. Juli 2016 in Linz

Vom 2. bis zum 3. Juli 2016 fand das erste Jahrgangstreffen des Auslandsdienst-Jahrgangs 2017 statt. Wie in in den vergangenen Jahren wurde das Treffen in einem Hotel in Linz abgehalten – zentral gelegen für die zukünftigen Gedenk-, Sozial- und Friedensdiener die aus ganz Österreich anreisten. Bei brütender Hitze begannen wir am Samstag pünktlich mit dem ersten Punkt auf der Agenda. Benedikt Schultz, Jahrgangssprecher für 2017, startete mit einer grundlegenden Präsentation über den Verein Österreichischer Auslandsdienst, über unsere Rechte und Pflichten als zukünftige Auslandsdienerinnen und Auslandsdiener und informierte dann über organisatorische Aspekte wie die Veränderungen durch die Novellierung des Freiwilligengesetzes. Anschließend legte uns der Vereinsvorsitzende Prof. Andreas Maislinger zentrale Projekte des Österreichischen Auslandsdienstes ans Herz. Neben der anstehenden Verleihung des Austrian Holocaust Memorial Awards gehört dazu auch die Idee des Hauses der Verantwortung in Braunau am Inn. Gerade dieses Thema des Geburtshauses von Adolf Hitler rief eine lebhafte Diskussion hervor. Wir waren darum bemüht, dass sich möglichst viele der Kandidatinnen und Kandidaten in die Diskussion einbringen konnten, was eine konstruktiven und vielseitigen Austausch bewirkte. IMG_4936-2-logo Nachdem das Treffen abgesehen von den Online-Konferenzen eines der wenigen Gelegenheiten ist, an dem angehende AuslandsdienerInnen und Auslandsdiener aus ganz Österreich zusammentreffen, wurde besonderer Wert darauf gelegt, dass man genug Zeit hatte sich gegeneinander kennenzulernen. Sehr spannend gestaltete sich die Situation, weil man sich bereits aus den Online-Konferenzen kannte und nun die Gesichter hinter den Stimmen kennen lernen durfte. Und so war der Austausch zwischen den knapp angehenden knapp 30 Auslandsdienerinnen und Auslandsdienern, die ihren Dienst alle in unterschiedlichen Ländern der Welt leisten werden, entsprechend Rege. In einer Vorstellungsrunde präsentierte jede Kandidatin und jeder Kandidat seine gewünschte Einsatzstelle, die Art seines Dienstes, sein Landesreferat und seine Tätigkeit im Verein. IMG_4938-2-logo Nach einer kurzen Stärkung mit Essen und Trinken teilten wir uns in die verschiedenen Areas auf. Ziel dieser Aufteilung war es, dass sich die Kandidatinnen und Kandidaten in den neun Areas untereinander besser kennen lernen, da wie sonst auch in den monatlichen Area- Konferenzen großer Wert auf verstärkten Austausch innerhalb der Areas gelegt wird. In der Nordamerika-Gruppe ergab sich eine spezielle Situation, da es im Jahrgang 2017 für die Area zu viele Kandidaten gibt. Es wurde über Möglichkeiten diskutiert, um die Situation zur Zufriedenheit aller Kandidaten zu lösen. Der Gedenkdienst-Alumnus und Osteuropa-Koordinator Michael Fürmann ist extra angereist um für seine Area zu werben und die Kandidaten auch von den vielseitigen Stellen in Osteuropa zu überzeugen. Auch wenn die Situation noch nicht komplett aufgelöst werden konnte, erzielten wir große Fortschritte und durften bereits bei der nächsten Osteuropa-Konferenz neue Kandidaten in der Area begrüßen. IMG_4939-logo Gegen Abend schauten wir gemeinsam den Film „Hasenjagd – Vor lauter Freiheit gibt es kein Erbarmen“ an. Dies ist eine Verfilmung der Ereignisse um die “Mühlviertler Hasenjagd” im Jahr 1945. Zu dem Thema durften wir am Folgetag die Zeitzeugin Anna Hackl begrüßen. Den Abend ließen wir gemütlich in einer italienischen Pizzeria ausklingen, wobei unsere italienischen Köche wohl lieber das EM-Fußballspiel Deutschland gegen Italien angeschaut hätten, auch wenn Italien schlussendlich verlor. Der nächste Tag begann mit einem reichhaltigem Frühstück, bei dem vor allem der erneute Austausch zwischen den Kandidatinnen und Kandidaten im Vordergrund stand. Anschließend teilten wir uns in die Gruppen Gedenkdienst, Sozialdienst und Friedensdienst auf, um hier auf eine spezifische Vorbereitung auf unsere Tätigkeiten einzugehen. Bei dieser Aufteilung wurde auch der Austausch über spezifische Literatur für die jeweiligen Dienstorte in den Vordergrund gerückt. Im Anschluss besuchte uns die Zeitzeugin Anna Hackl um einen Vortrag zu halten. Frau Hackl, geboren 1931, stammt aus einer Bauernfamilie die zur Zeit des Nationalsozialismus im Mühlviertel, nahe dem Konzentrationslagers Mauthausen lebte. Im Februar 1945 kam es zum Ausbruch von rund 500 sowjetischen Häftlingen, die anschließend von der Bevölkerung des Umlandes gejagt wurden. Die Familie von Anna Hackl war eine der ganz wenigen, die Flüchtenden Unterschlupf bot. Die Männer wurden auch dann nicht verraten, als SS und Volkssturm zum Bauernhof kamen. Nur elf der KZ-Insassen überlebte diese Flucht bei eisigen Temperaturen und ständiger Verfolgung durch die SS. IMG_4946-2-logo Die damals 14-jährige Anna Hackl, geb. Langthaler, nahm die Ehrungen der letzten Jahre auch für ihre verstorbene Mutter, Anna Langthaler, entgegen. Anna Hackl, verheiratet und Mutter von fünf Kindern, geht seit vielen Jahrzehnten selbst jährlich in gut 30 Schulen, um dort den jungen Menschen über die Schrecken und Schwierigkeiten der damaligen Zeit zu erzählen. Andreas Gruberhat hatte in seinem Film “Hasenjagd – Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen”, den wir uns am Vortag gemeinsam anschauten, Szenen aus der Heldentat der Familie Langthaler verarbeitet.
“Für mich war der Besuch von Anna Hackl ein besonderer Höhepunkt des Wochenendes. Die Zeitzeugin Anna Hackl zog uns mit ihren Erzählungen in Bann. Es war beeindruckend zu hören, wie viel die Familie Langthaler in Kauf nahm, um zwei fremden Menschen das Leben zu retten. Nach ihrem Vortrag stand uns Anna Hackl auch noch für etwaige Fragen zu Verfügung.” – Andreas Jehle
In den finalen zwei Stunden des Jahrgangstreffens fand neben der Klärung letzter organisatorischer Punkte auch ein ausführliches Resümee über das gesamte Jahrgangstreffen statt, das einschlägig positiv ausfiel. Schließlich wurde Benedikt Schultz in seiner Rolle als Jahrgangsprecher für 2017 noch einstimmig bestätigt sowie die einzelnen Area-Sprecher gewählt. Auf diesem Weg möchten wir uns auch nochmals ganz herzlich bei Frau Hackl für ihren Besuch bedanken! Außerdem danken wir uns auch unserem Jahrgangssprecher Benedikt Schultz, der sich um die Organisation und den tollen Ablauf gekümmert hat, sowie allen Alumni die angereist sind, um von ihren eigenen Erfahrungen zu berichten!
“Mich persönlich hat dieses Treffen sehr fasziniert. Alleine die Tatsache, dass wir die Möglichkeit bekommen haben, uns mit jungen Leuten aus ganz Österreich auszutauschen und hier auch Freundschaften entstehen zu lassen, ist keine Alltäglichkeit. Ich denke im Namen aller Kandidatinnen und Kandidaten sprechen zu können, dass wir uns schon auf ein Wiedersehen beim nächsten Jahrgangstreffen im Herbst in Wien freuen.” – Andreas Jehle
von Andreas Jehle