„Auslandsdiener der Woche“ – Dominik Loibner vom Jahrgang 2019 am Holocaust Centre of New Zealand

Niemals vergessen, auch auf der anderen Seite der Welt hinterließen die Schrecken des 2. Weltkrieges ihre Spuren. Mein Name ist Dominik Loibner und ich habe von November 2019 bis September 2020 meinen Gedenkdienst am Holocaust Centre of New Zealand geleistet. Davor habe ich in Wien Volkswirtschaftslehre und Geschichte studiert und beginne nun mein Masterstudium in Wirtschaftsgeschichte an der Universität Oxford im Vereinigten Königreich.

Das Holocaust Centre of New Zealand (HCNZ) ist die führende Einrichtung Neuseelands im Bereich der Holocaustpädagogik und der aktiven Erinnerungsarbeit. Das HCNZ hat einen gesellschaftspolitisch sehr breiten Zugang zur Erinnerungskultur und Aufklärungsarbeit über den Nationalsozialismus. Auch der Holocaust hat nicht mit der industriellen Massenvernichtung und Gaskammern begonnen, sondern Schritt für Schritt mit der Ausgrenzung von Minderheiten, der Desensibilisierung von Worten und Dehumanisierung von Mitmenschen. Die Vision des Zentrums ist es, mithilfe der Zeitzeugenberichte und Erfahrungen der Überlebenden, Menschen zu inspirieren und zu animieren, gegen Vorurteile, Diskriminierung, Rassismus und Gleichgültigkeit aufzutreten („Be an upstander! Not a bystander.“-Kampagne). Besonderen Fokus legt das HCNZ dabei auf die junge Generation, um durch auf junges Publikum zugeschnittene Bildungsprogramme und pädagogische Materialen die Lehren aus der Vergangenheit aufzuzeigen.

Meine Aufgaben am HCNZ waren an sich sehr breit gefächert. Im Rahmen meiner Tätigkeit als Gedenkdiener leitete ich unter anderem ein Forschungsprojekt zum „Christchurch Refugee Emergency Committee 1937-1945“ und hielt Führungen am Zentrum ab. Ein weiterer Schwerpunkt meiner Tätigkeit lag in der Aufbereitung von Lehr- und Lernmitteln für Lehrer und Schülergruppen zur Behandlung der Thematik „Holocaust“ im Schulunterricht. Ebenso gehörte die Unterstützung des Zentrums bei administrativen Tätigkeiten und Übersetzungsarbeiten zu meinen Aufgaben. Darüber hinaus betreute ich zeitweise auch die vom Holocaust Centre of New Zealand konzipierte Wanderausstellung des „Children’s Holocaust Memorial“ und war dafür auch im ganzen Land unterwegs.

Prägend in Erinnerung bleiben wird mir aber auch, dass ich im Rahmen meiner Tätigkeit leider auch einige wenige Schattenseiten der Holocaust Gedenkarbeit in Neuseeland miterlebte. So hatte es mich schon überrascht, dass während meiner Zeit am Zentrum beispielsweise die Fenster am Zentrum und der Synagoge mit Steinen eingeworfen wurden. Ein weiteres trauriges Ereignis erlebte ich dann Mitte Jänner, als eine der beiden Synagogen in Wellington, sowie öffentliche Plätze, mit Hakenkreuzen beschmiert wurden. Ein Umstand, der wie die Ereignisse in New York oder Halle an der Saale in Deutschland im Laufe des letzten Jahres zeigte, dass sich Antisemitismus, Rassismus und Ignoranz auf der ganzen Welt wieder im Aufschwung befinden. Genau deshalb ist die Arbeit des Holocaust Centres und des Gedenkdienstes auch so wichtig, um vor allem auch die historische Bewusstseinsbildung junger Menschen zu fördern, dass sich die Fehler aus der Vergangenheit nicht wiederholen – speziell auch unter dem Blickwinkel, dass wir wohl die letzte Generation sein werden, die aus erster Hand auf Berichte von Zeitzeug*innen und ihre mahnenden Erinnerungen zurückgreifen können.